Der schwarze Humor der New Wave-Punker aus Glasgow

Mogwai - As The Love Continues
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Pressebild / Cover

Wie der Soundtrack zum Pandemie-Science-Fiction Streifen, in dem wir alle eine Hauptrolle spielen, so hören sich die elf lang ersehnten Songs an, welche Mogwai am 19. Februar zu ihrem 25. Bandgeburtstag veröffentlichten.

 

Die brachiale Zerbrechlichkeit einer bittersüssen Melodie in «To the Bin, My Friend, Tonight We Vacate Earth», welche über Minuten aufgebaut und schliesslich von überraschend einsetzenden wuchtigen Gitarrenriffs übertönt wird, haut den Hörer um und macht Lust auf mehr. Jeder weitere Song auf dem neuen Album der schottischen Postrocker ist eine Welt für sich – voller Melancholie, archaisch und monumental.

 

Nicht wie ursprünglich geplant in den USA, sondern coronabedingt in einer zum Studio umfunktionierten Kirche in Worcestershire, nahmen die Gitarristen Stuart Braithwaite und John Cummings, Bassist Dominic Aitchison und Schlagzeuger Martin Bulloch gemeinsam mit Produzent Dave Fridmann, der auch mit den Flaming Lips und Mercury Rev arbeitet, Songs mit unvergesslich schwarzhumorigen Titeln wie «Fuck Off Money», «Ceiling Granny» oder «It’s What I Want To Do, Mum» auf.

 

Ohne Worte

 

Bisher waren es nicht die Lyrics, und auch nicht die Stimme eines Bandleaders, welche Mogwais Musik prägten. Umso mehr überrascht ein Pop-Song wie «Ritchie Sacramento», in dem Stuart Braithwaite’s Vocals allen Musiker-Freunden und vor allem Dave Berman von Silver Jews gewidmet sind, mit denen die Band gespielt hatte und die in den letzten Jahren verstorben sind. Auch im Eröffnungssong «To the Bin, My Friend, Tonight We Vacate Earth», in «Fuck Off Money» und «Supposedly, We Were Nightmares» hört man da und dort elektronisch verzerrte Stimmen, ansonsten kommt auch dieses Album ohne Gesang aus. Dafür aber schwellen atmosphärische Soundwände an, unterlegt von Drum Beats, begleitet von Gitarren, die mal hart und laut, mal melancholisch sanft, abrupt enden oder sich in fragilen Melodien verlieren. Selten war Mogwai leicht, dafür aber immer gehaltvoll.

 

Nr. 1 Album zum Vierteljahrhundert-Jubiläum

 

1996 gründete die Band das Label Rock Action. Bis heute veröffentlichen die Musiker ihre Alben auf dem damals mit der Unterstützung einiger Familienmitglieder aufgebauten Label. «We were just kids that wanted to make amazing noise», erklärte Frontmann Stuart Braithwaite in einem Video-Interview für die Offical Charts, als die Band mit ihrem neuen Album vor ein paar Tagen den ersten Platz in den britischen Charts belegte, «It’s not the kind of thing that enters into our orbit.»

 

Mogwai - «Ritchie Sacramento»

 

 

Auf dem neuen Album der schottischen Band finden sich auch je ein Gastbeitrag von Atticus Ross (Nine Inch Nails) und Colin Stetson (Arcade Fire, Bon Iver). Die erste Zusammenarbeit der Musiker brachte die Songs «Midnight Flip» und «Pat Stains» hervor. Während sich «Midnight Flip» wild, laut, ja ekstatisch entlädt, ist «Pat Stains» hingegen ein sanfter, verträumter Track, durchzogen von Colin Stetsons Saxophone-Einsätzen. Es ist zu hoffen, dass es nicht bei dieser ersten Zusammenarbeit der Künstler bleibt.

 

  • Künstler: Mogwai
  • Album: As The Love Continues
  • Im Handel: seit 19. Februar 2021

 

Yolanda Gil / Mo, 01. Mär 2021