Von Erfolg gekrönt: The Coronas live und im Interview

Interview: The Coronas
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Handyfoto: © Thomas Hügli

Text und Interview: Thomas Hügli

 

Seine Augen versinken in seiner sopranen Stimme. Die Mundwinkel zeigen den Ausdruck seiner Sinne. Seine Musik ist geprägt von irischen Seelen. Zusammen sind sie eine höchst professionelle Truppe und bringen den Groove unters Publikum. The Coronas und ihr Leadsänger Danny O’Reily. Wir haben ihn Baeckstage zum Interview getroffen. Vorweg aber wollen wir die aufregende Musik von The Coronas beschreiben. Die Band hat eigentlich den Durchbruch schon geschafft, in Irland sind sie sehr bekannt und finden durch das breite, sehr heterogene Publikum Gehör. In der Schweiz und im restlichen Europa sind sie «noch» eine Band unter vielen. Wer aber in den Genuss ihrer Musik und ihrer Performance kommt, erkennt schnell, dass hier Vollblutmusiker am Werk sind.

 

Eine Mischung aus Pop-Rock, Indie und Folk ist aus ihren Stücken zu hören. Die Lyrics sind klar verständlich und machen nachdenklich, die Melodien sind harmonisch und machen Lust auf mehr.

Die Stimmung an diesem Abend im Papiersaal ist grossartig. Das junge Publikum scheint sich bestens auszukennen und singt fast im Chor Danny’s Texte. Der Sänger hat eine berührende, kraftvolle Stimme und bringt die Leidenschaft seiner Lieder mit viel Herzblut zur Geltung. Sichtlich berührt schaukeln die Zuhörer im Takt, sind euphorisch oder melancholisch. Für jeden Gemütszustand ist hier etwas zu haben. Die Musik von The Coronas ist eine Klasse für sich. Authentisch, natürlich und bodenständig. Mit viel Sensibilität und keinerlei Abgehobenheit präsentieren die vier Jungs aus Irland, das, was viele sich von einer Band wünschen: Musik, die Lust auf mehr macht, die einem Ohrenschmaus zugleich kommt und die niemals aufhören sollte. Sanft, rhythmisch und voller Energie. Die selbstbewussten Iren haben den richtigen Weg eingeschlagen. Wie es dazu kam, erzählt Dany im Interview. 

 

Ist das dein erstes Mal in Zürich?

Nein, wir haben hier schon einige Male gespielt. Es ist schön zurück zu sein. Das erste Mal als wir hier waren, supporteten wir The Script im Komplex in Zürich-Altstetten. Es war eine schöne Erfahrung. Danach waren wir nochmals hier und spielten im Dynamo. Es ist schön wieder hier zu sein und wir sind gespannt auf unsere heutige Show hier im Papiersaal.

 

Sprichst du deutsch?

Nein …«Biers in der Krone», das ist alles.  

Ist euer Bandname ein spanischer Name? 

Es ist wie ein spanischer Name aber wir haben nicht allzu sehr darüber nachgedacht. Wir waren 15 Jahre alt und es war ein alte Schreibmaschine namens The Corona, die uns inspirierte. Das war noch bevor das Bier wirklich bekannt wurde. Alle fragen uns heute, ob wir uns nach dem Bier benannt haben, aber es gibt wirklich keine spanische Verbindung. Vielleicht haben die Biermacher unseren Namen geklaut.

 

Aber hat der Name eine spezielle Bedeutung? 

Nein, die Schreibmaschine war in einem alten Film zu sehen, den wir sehr mochten. Als wir die Band gegründet haben, sahen wir uns diesen Film an und dann sahen wir die Schreibmaschine und von da an nannten wir uns The Coronas. Manchmal scherzen wir aber auch darüber und erzählen den Leuten eine andere Geschichte, bis wir wieder beim Bier landen.

 

 

Danny O’Reilly: Wir werden bis Weihnachten unterwegs sein. Das ist wirklich unsere längste Tour bisher.

 

 

Wie würdet ihr den Stil eurer Musik beschreiben? 

Das ist eine schwierige Frage und genauso schwer zu beantworten. Wir machen Pop-Rock-Musik. 3,5 Minuten-Songs mit Refrains, die auch als Indierock bezeichnet werden können. Wir haben Element von Folk. Wir versuchen uns als Songschreiber, wir schreiben Songs und wenn wir das Gefühl haben, dazu passt ein Folksong, dann machen wir daraus genau dieses Genre. Das kann genauso ein Rock- oder ein Popsong werden, je nachdem was wir für ein Empfinden haben.

 

Das letzte Album das wir geschrieben haben war im Westen von Irland. Der Ort dort heisst Dingle in Caltercarrie und dort gibt es wirklich nicht viel drumherum. Die Umgebung beeinflusst auch unsere Musik und so wurden unsere Songs matter und mit viel Atmosphäre. Also ein bisschen langsam. Das Album zuvor produzierten wir im Herzen von London und neben und über uns waren andere Bands, die an ihren Songs bastelten. Alle spielten sehr laut und hektisch und so endete auch unser Album sehr laut und sehr schnell. Wenn du einen Beat hörst nebenan, dann willst du noch lauter spielen um diesen zu übertönen. In Caltercarrie sassen wir herum und hatten das Gefühl die Musik ist zu laut, «mach es ein bisschen sanfter», hiess es da. Wir waren aber sehr glücklich damit, da wir das Gefühl hatten, wir brauchen eine kleine Veränderung.  

Habt ihr einen Geschmack von Irland in eurer Musik? 

Ja, ich glaube schon. Es macht sich nicht an Worten fest, aber einige Songs haben ein bisschen Folk und Walzereinflüsse, auch Gitarrenriffs. Auch auf dem neuen Album hört man gewisse Einflüsse. Meine Mutter ist eine Folksängerin und ich denke, meine Texte und Musik sind auch von ihr beeinflusst und von meiner Prägung. Da ist immer ein bisschen Folk dabei.

 

Haben alle von euch einen musikalischen Hintergrund?

Also bei mir ist meine Mutter die einzige mit einer musikalischen Karriere. Der Vater unseres Bassisten besitzt einen Musikladen und war DJ. Die Mutter unseres Gitarristen Dave ist Lehrerin und spielt Musik. Unsere Eltern haben uns immer sehr unterstützt in unserer musikalischen Entwicklung. Es war sowieso schwierig, den Eltern klar zu machen, dass wir Vollzeitmusiker werden wollten. Heute sind sie sehr glücklich darüber, dass wir unsere Karriere gestartet haben. Wir haben also letztendlich nicht den Druck «echte» Jobs zu bekleiden.

 

Liebst du dein Leben als Musiker? 

Das ist unsere erste Tour. Unser Manager Jim und alle Bandmitglieder sind sehr gute Kollegen. Wir kennen uns alle von Kindheitszeiten an und sind sehr gute Freunde. Wir haben viel Spass und genießen es in anderen Städten zu sein. Wir sind schon eine recht gute Nummer in Irland und spielen vor grossem Publikum. Wir mögen es aber auch vor kleinerem Publikum zu spielen, dass manchmal besser ist und eine wahnsinnige Energie versprüht. Es wurden auch heute Abend einige Tickets verkauft und wir freuen uns sehr auf das Konzert.

 

Wo werdet ihr als nächstes spielen? 

Wir gehen nach Wien, dann zurück nach Deutschland, haben Konzerte in Weinheim und Stuttgart und München. Danach treten wir in Amsterdam auf und gehen wieder nach England an ein Festival in New Castle. Letztendlich gehen wir nach Amerika und Australien. Wir werden bis Weihnachten unterwegs sein. Das ist wirklich unsere längste Tour bisher.

 

Wie heisst das neue Album? 

Es heisst «Trust the Wire». Heute Abend werden wir aber in den Zugaben einen Tom Petty-Song spielen, als Erinnerung an seine grossartige Karriere und seine Musik. Er ist letzte Nacht gestorben. Normalerweise machen wir keine Coversongs, hier aber sicher eine Ausnahme. Ich bin sicher viele Bands heute Abend werden Tom Petty’s Songs spielen. (Anm. d. Red: Die Band hat «Learning To Fly» gewählt) 

 

Wann wurde die Band gegründet? 

In unserer Universitätszeit vor 10 Jahren.

 

The Coronas - «The Long Way»

 

 

Bäckstage Redaktion / Mi, 18. Okt 2017