Broilers: «Wir stehen voll hinter jedem Album»

Interview mit Ron von den Broilers
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Pressebild / © Robert Eikelpoth

An einem sonnigen Montag mitten im April haben wir auf Zoom mit Ron Hübner über «Puro Amor», das neue Album der Broilers gesprochen. Ron ist bestens gelaunt, eloquent, nimmt sich viel Zeit für das Gespräch und erzählt viel. Zum Beispiel wie die Corona-Pandemie getroffen hat. Wie sich die Krise auf die Arbeit am Album ausgewirkt hat. Wie er mit Kritik umgeht. Wie wichtig Texte sind und wie sich die Band musikalisch entwickelt hat. Zudem hat er verraten, was er seinem jugendlichen Ich heute als Rat mitgeben würde.

 

Beim neuen Album «Puro Amor» fällt auf, dass es genau Zehn Jahre nach «Santa Muerte» wieder einen spanischen Titel hat. Das ist bestimmt kein Zufall.

 

Ron: Wir spielen ja häufiger mit den südländischen, teils spanischen oder italienischen Klischees und «Puro Amor» hört sich schlicht gut an. Es ist nicht so, dass wir eine starke Bindung nach Spanien hätten, aber es hört sich irgendwie schöner an als im Deutschen.

 

In dem Fall hat es nichts damit zu tun, dass zehn Jahre seit «Santa Muerte» vergangen sind?

 

Nein, so weit haben wir glaube ich nicht einmal gedacht. (lacht)

 

Der Titel ist beim neuen Album aber schon Programm. Thematisch dreht es sich um zwischenmenschliche Beziehungen und Emotionen. Von Liebe, Kummer bis zum Tod und allen damit verbundenen Gefühlszuständen. Wie konkret sind solche Grundideen, wenn ihr an ein neues Album herangeht?

 

Die Songtexte schreibt alle Sammy. Er hat natürlich seine Ideen und verarbeitet viel, was er erlebt und was gerade draussen los ist. Durch das Coronajahr war es etwas schwieriger, Input von aussen zu bekommen. Dazu kam, dass wir zwei enge Freunde aus der Broilers-Familie verloren haben und so sind noch ein, zwei Songs entstanden. Sammy zieht viel aus dem Leben. Dinge, die ihn gerade beschäftigen, die ihm nahegehen. Wir als Band reden zudem viel darüber, was uns beschäftigt, welche Themen bei uns aktuell sind und was wir gerade verarbeiten. Alle diese Aspekte spiegeln sich dann leise in den Texten wider.

 

Feilt ihr dann noch gemeinsam an den Texten oder sind die Lyrics von Sammy schon so gut wie bühnenreif?

 

Er kommt schon mit relativ fixen Texten und Themen, aber wir sind immer noch eine Band und wenn wir mit irgendwas nicht klarkommen oder jemand findet «Das geht gar nicht», schauen wir das zusammen an. Aber eigentlich sind wir zum Grössenteil d’accord damit, was geschrieben wird.

 

Und nach dem Text kommt dann die Musik?

 

Genau. Meistens hat Sammy aber schon eine Idee, wie sich die Musik anhören soll. Also bringt er die Text- und Soundfragmente ins Studio und als Band machen wir daraus Demos und so entwickeln sich die Lieder. Tatsächlich war es früher eher so, dass wir an den Songs im Proberaum getüftelt haben und Sammy englische Dummytexte gesungen hat. Sinn haben die keinen ergeben, sie waren aber vom Klang und vom Singsang her melodischer als ausgedachte deutsche Texte. Heute kann man durch die vielen Programme für zuhause schon deutlich mehr selbst machen und mit ausgereifteren Ideen ins Studio gehen.

 

Wenn ihr an ein neues Album wie «Puro Amor» geht, habt ihr nach 25 Jahren Bandgeschichte eine Art Giftschrank mit älteren Ideen, den ihr bei Bedarf öffnen könnt?

 

Wir starten nicht immer neu. Wir haben schon einen Pool. Sammy hat immer ein Buch dabei, in das er sämtliche Ideen schreibt, die ihm einfallen, egal ob er beispielweise in der Bahn fährt oder mit uns unterwegs ist. Das können Themen sein, die ihn noch beschäftigen und die er verarbeiten möchte. Das ist kein Tagebuch, sondern eher ein Text- und Ideenbuch. Klar haben wir inzwischen aus der Bandgeschichte viele alte Ideen und Demos, die man immer wieder aufgreifen kann. Teilweise sind da Stücke dabei, die 15 Jahre alt sind und von denen wir damals gedacht haben, dass sie nicht so passen. Vielleicht passt manche Idee dann ja heute und wird verarbeitet. Das gibt es immer wieder.

 

Ist es schon passiert, dass ihr zu einem brennenden Thema einen Song machen wolltet und als der fertig war, hat sich das Thema bereits erledigt?

 

Nicht direkt. Man kann unsere Text oft auf mehrere Dinge beziehen. Sammy will sich in den Texten gar nicht so versteifen, sodass sie auch allgemein gesehen werden können. Zum Beispiel «Gib das Schiff nicht auf» oder «Alles wird wieder Ok!» sind vor Corona geschrieben worden, passen aber wie die Faust aufs Auge zur Corona-Zeit. Daher sind die Texte breit gefächert, sodass sie jeder selbst interpretieren kann. Das ist ja das Schöne daran. Manche denken an eine verflossene Liebe, andere an eine nahe Person, die verstorben ist. Das ist so schön an der Musik, dass jeder für sich interpretieren und assoziieren kann, wie er gerade möchte.

 

Da du gerade «Gib das Schiff nicht auf» ansprichst, für mich ist der Text symbolisch für euch als Band und eure Freundschaft.

 

Klar, so wie Sammy den Text geschrieben hat, lässt er sich gut auf die Band beziehen. Der Text ist mit Sicherheit in Zeiten geschrieben worden, in denen es mal etwas gekriselt hat in der Band. Aber das ist wie in jeder guten Beziehung, wo es hin und wieder knackst und kriselt. Aber man muss dahinterstehen und trotzdem daran glauben, dass alles gut ist und es weitergeht.

 

 

Irgendwann haben wir gesagt, dass wir gar nicht mehr länger warten wollen, egal wie es dieses Jahr letztlich aussieht. Das Album muss jetzt raus und es muss vorangehen. Am Ende ist es dann ja gut geworden. Es hat jedenfalls nicht geschadet, dass wir uns noch ein paar Monate mehr Zeit nehmen konnten.

 

Ihr positioniert euch immer wieder politisch. Auf dem neuen Album etwa bei «Schwer verliebter Hooligan» oder «Alice und Sarah», die beide das Thema der rechte Gesinnung bis Rassismus thematisieren. Für euch ist das schon wichtig, zu sagen, was ihr denkt und nicht einfach den Kopf in den Sand zu stecken.

 

Genau. Für uns ist es tierisch wichtig, dass man Position bezieht und vielleicht die Reichweite, die wir mittlerweile als Band haben, nutzt, um Leute auf Defizite aufmerksam zu machen. Egal, um welche politischen Lager es dann auch immer geht. Ob es die ganz Rechten sind, die gerade wieder marschieren und auf die Strasse gehen bei den Demos oder ob es Querdenker sind.

 

Zurück zur Musik. Ich finde die Texte auf der neuen Platte haben eine wunderbar bildhafte Sprache. Etwa «Du trägst den Brustkorb voller Splitter» ist ein bitterschönes Bild für ein gebrochenes Herz im Song «Es bricht das Herz». Oder auch die «Dachbodenepisoden» als gesamter Song. Euch scheint sehr wichtig, dass die Texte eine gewisse Lyrik haben.

 

Es muss schon alles vernünftig klingen und da kann man natürlich viel reininterpretieren. Uns ist Sprache natürlich allen wichtig, aber Sammy als Texter legt besonderen Wert darauf, mit der Sprache schöne Bilder zu zeichnen. Wenn man das so gut kann, ist es natürlich toll.

 

Zur zweiten Single «Alles wird wieder ok!» habe ich bereits recht negative und teils übertriebene Kommentare in Social Media gesehen. Wie geht ihr damit um? Und wird der Ton bei Kritik in den letzten Jahren härter?

 

Wir schauen natürlich in Social Media-Plattformen rein und das Blöde ist, das muss man sich halt so auf die Brust schreiben, man sieht eher die negativen Kritiken als die positiven. Dabei muss man jeweils etwas differenzieren, ob es wirklich so viele negative Kritiken sind. Problematisch ist häufig, dass viele, die etwas gut finden, dies gar nicht in Social Media oder der Öffentlichkeit breittreten. Aber klar, es hat sich beim konkreten Fall des Songs verstärkt, weil sich viele wieder alte, härtere Songs zurückwünschen und dann kommen wir mit einer eher ruhigen Geschichte als zweite Single um die Ecke … Aber es passte für uns perfekt rein und war genau der richtige Song, der jetzt raus musste, quasi vorab zum Album. Weil er dieses Gefühl, das wir vermitteln wollen, verbreitet und da hätte ein anderer Song nicht so gepasst. Jedenfalls wüsste ich nicht, welcher Titel vom Album besser gepasst hätte.

 

Und man kann es ja eh nie allen recht machen.

 

Das sowieso nicht. Wir sagen immer, dass Sammy die Texte schreibt und wir die Musik machen, auf die wir Lust haben. Die Leute kommen ja dann zu den Live-Konzerten und das ist natürlich wieder anders, weil wir die anderen und älteren Sachen auch spielen. Wir stehen voll hinter jedem Album. Sonst würden wir keine machen und rausbringen. Das wäre ja total deppert. (lacht herzhaft) Die Leute haben natürlich auch erst zwei Songs gehört und müssen daraus das ganze Album abstrahieren. Dass da dann die Leute sagen «Oh nee, nicht schon wieder so» oder «Das wird ein zweites «Noir»!» oder was weiss ich, ist halt so. Man sollte sich jedoch schon das Gesamtwerk zu Gemüte führen, um eine abschliessende Meinung bilden zu können.

 

Ihr habt für den Clip zu «Alles wird wieder ok!» einen Aufruf gestartet, dass sich Geschäfte und Buden bei euch melden sollen. Wie ist da die Resonanz gewesen?

 

Die Aktion ist ziemlich gut angekommen. Wir haben uns kürzlich via Zoom mit der Band und unseren Fotografen und Filmleuten getroffen und eine Vorauswahl getroffen. Danach haben wir als Band nochmals durchgewischt und geschaut. Ich glaube, diese Woche wird mit den Firmen Kontakt aufgenommen. Es hat uns überrascht, wie breit das Interesse war. Vom Schornsteinfeger über Schuhläden und Floristik bis zu Bands haben sich Interessierte gemeldet. Jetzt müssen wir abwägen und schauen, wie man das vernünftig abbilden kann.

 

Vermutlich war euer Plan schon, dass eine grosse Breite an Bewerbungen eintrifft.

 

Genau. Es wäre ja auch langweilig, wenn wir nur Tattoo-Studios, Kneipen und Kioske zeigen. So haben wir aus vielen Bereichen etwas, was uns sehr freut. Die Resonanz war schon gut. So können wir zeigen, dass viele Branchen aktuell leiden und wir aus Kunst und Kultur nicht als einzige von Corona getroffen wurden. Es gibt so viele, die genau wie die Kunst- und Kulturszene unterstützenswert sind, aber nicht so stark wahrgenommen werden. Da muss man auch mal die Fahne hochhalten und alle ins Boot nehmen. Wir sind eine grosse Gruppe, die darunter leidet.

 

Broilers - «Alles wird wieder ok!»

 

 

War das Album schon beendet als Corona ein Thema wurde?

 

Da waren wir mit einigen Liedern schon fertig. Aber es war natürlich ganz anders geplant, bevor alles durch Corona durchgewirbelt wurde. Das ist aber überall passiert. Plötzlich waren die ganzen Pläne, die für 2020 gemacht wurden, vorbei. Am Anfang wusste man ja gar nicht, ob es bis zum Sommer geht oder darüber hinaus. Weiss man ja immer noch nicht. Hier in Deutschland haben grosse Festivals wie Rock am Ring bereits abgesagt.

 

In der Schweiz ist auch vieles abgesagt.

 

Wir sind für Gampel geplant. Mal schauen. Das Album war jedenfalls noch nicht komplett fertig, aber es war geplant, dass wir es vor dem Sommer fertigbekommen.

 

Habt ihr euch durch die Pandemie mehr Zeit genommen, weil plötzlich mehr Zeit da war?

 

Es hat tatsächlich ein paar Monate gedauert, um erst mal zu verdauen, was gerade passiert. Da gab es andere Sachen, bei denen man schauen musste, wie man sie am besten regelt. Bei uns konkret zum Beispiel die Tour. Also haben wir das Album erstmal hintenangestellt, um zu sehen, wie es überhaupt weiterläuft. Dann gab es mehrere Termine. Wir haben geschaut, ob es sinnvoll ist, im Herbst etwas zu machen. Irgendwann haben wir gesagt, dass wir gar nicht mehr länger warten wollen, egal wie es dieses Jahr letztlich aussieht. Das Album muss jetzt raus und es muss vorangehen. Am Ende ist es dann ja gut geworden. Es hat jedenfalls nicht geschadet, dass wir uns noch ein paar Monate mehr Zeit nehmen konnten.

 

Worauf freust du dich am meisten, wenn nach der Pandemie alles wieder losgeht?

 

Ich glaube, es wird eine riesige Eskalation auf den ersten Konzerten. Die Leute sind so heiss. Wir haben ja gedacht, dass viel mehr Leute ihre Tickets für die Open Airs, die wir spielen wollten, zurückgeben würden. Aber da ist eine super Resonanz. Es wurde echt wenig zurückgegeben und ich glaube, die Leute scharen bereits mit den Hufen und wenn es losgeht, wird es einfach nur eine riesige Party. Sofern dann alles möglich ist, natürlich. Das wird Exstase pur, man wird sich in den Armen liegen, Schweiss, Tränen, Freude und glückliche Gesichter. Ich kriege schon jetzt Gänsehaut. Ich denke, wenn das wieder losgeht, werden uns mindestens zwei, drei Jahre einfach nur Party und Vollgas erwarten. Die Leute sind genau so heiss darauf wie wir.

 

Ich möchte nochmals auf das Album zurückkommen. Ihr seid stilistisch sehr breit, habt auch poppige Elemente drin, passende Bläsersätze oder bei «Trink mich doch schön» flirtet ihr sogar mit dem Reggae. Ihr setzt euch stilistische bewusst keine Grenzen, oder?

 

Ja, das machen wir voll bewusst. Klar, wir haben als Oi!-Punkband angefangen, aber dann hat sich unser Horizont selbst erweitert und wir hatten Bock, andere Sachen zu machen. Durch die vielen Reggae- und Ska-Sachen, die wir hörten und immer noch hören, begannen wir schon früh damit, die Orgel reinzunehmen, dann ein Piano zu probieren, die Bläser einzubinden. So ist man sowieso schon viel breiter aufgestellt, wenn man sich diese Möglichkeiten offengelassen hat und sich nicht auf sein kleines Genre begrenzt. Wir probieren uns gerne aus und versuchen das umzusetzen, was uns gefällt. Jedenfalls so gut es geht. Das ist ja manchmal die Schwierigkeit. (lacht) Wir finden schon, dass uns bis jetzt vieles gut gelungen ist. Aber mit Sicherheit gibt es da manchmal Sachen, die in die Hose gehen. Dann darfst du jedoch nicht aufgeben und machst es beim nächsten Mal besser.

 

Ich könnte mir vorstellen, dass euer Sound live mit Bläsern noch fetter klingt.

 

Genau. Wenn die Bläser dabei sind, erzeugt das einen ganz andern Druck. Wir haben ja angefangen, da war alleine Julius am Saxofon dabei. Durch Björn an der Posaune und Jon an der Trompete haben wir den Dreier-Bläsersatz, der natürlich ordentlich knallt. Chris mit Orgel und Keyboard kann mal eine Synthie-Fläche drunter legen, da sind uns keine Grenzen gesetzt. An den Gitarren sind wir eh nicht unbedingt die Effektfrickler, daher gucken wir, dass wir instrumental ausgleichen. Wir haben halt auch keinen Bock ein ganzes UFO von uns stehen zu haben mit diversen Tretminen und was es sonst alles gibt. (lacht) Wir sagen immer, dass ein Lied an sich schon in der Grundkonstellation gut klingen muss und dann wird es nochmals so richtig ordentlich aufgeblasen mit Bläsern und den ganzen zusätzlichen Geschichten.

 

Ihr wurdet als Band mit der Zeit immer grösser. Dazu höre ich immer wieder die Diskussion in Fankreisen, dass die Band ja so kommerziell geworden sei. Bekommst du oder ihr das auch mit?

 

Ja klar. Überall heisst es «Ausverkauf!», «Das ist kein Oi mehr!», «Kein Punk mehr!». Die Frage ist nur, wann hört man auf damit und wer bestimmt das überhaupt? Die geliebte Szenepolizei gibt es halt überall irgendwie. Ich trage einen Iro. Heisst das, ich bin jetzt Punk? Bin ich kein Punk, weil ich die Musik nicht mehr mache? Wir kommen aus dem Genre. Im Punk sind unsere Wurzeln. Für mich ist Punk aber, was ich fühle. Ich möchte mich da nicht in eine Schublade stecken und sagen lassen «Du bist jetzt kein Punk mehr». Es gibt aber auch genügend von der alten Garde, so nenne ich sie jetzt mal, also Leute, die wir von Kindertagen an kennen, Skins und Punks von früher, die die Lanze hochhalten, wenn solche Diskussionen im Internet aufbranden. Die kontern dann und schreiben «Moment, wir kennen die schon von Anfang an, die haben sich nicht selbst verraten, sondern gehen ihren Weg. Wenn du halt nur «Fackeln im Sturm» hören möchtest oder «Verlierer sehen anders aus», dann mach das doch, aber die neuen Alben klingen halt so, wie sie es wollen.»

 

Der Punk ist ja trotzdem da. Ich habe ihn jedenfalls auf dem neuen Album gehört.

 

Genau. Es klingt natürlich anders, weil wir inzwischen breitere Möglichkeiten haben, um aufzunehmen. Wenn man mit früher vergleicht, als wir in einem Keller in vier Tagen aufgenommen und schnell runtergespielt haben, dann merkt man schon, dass wir jetzt deutlich mehr Zeit in einem grösseren Studio haben. Mit anderem Equipment und besseren spielerischen Voraussetzung von unserer Seite her. Wir haben uns ja auch weiterentwickelt. Natürlich klingen wir anders, aber das hat man bei fast jeder Band. Es gibt schon Bands, die immer wieder gleich klingen, für mich zumindest. Aber die haben trotzdem ihre Daseinsberechtigung.

 

 

Wenn mir das jemand vor 25 Jahren gesagt hätte, hätte ich ihn ausgelacht und gesagt «Klar, 40 Leute und alles ist gut».

 

 

Wenn du heute deinem jugendlichen Ich von vor 25 Jahren einen Rat geben könntest, vielleicht im Bezug auf Band und Karriere, was würdest du dir selbst sagen?

 

Mach genau das, was du gemacht hast. Es hat mich schliesslich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe. Jeder Rat, den ich jetzt geben könnte, würde wahrscheinlich den Weg kaputt machen.

 

Vielleicht zum Schluss: Gibt es schon Pläne für die Zukunft? Könnt ihr in der aktuellen Lage überhaupt planen?

 

Es ist im Moment wirklich viel zu schwierig. Wie vorhin angesprochen, hofft man natürlich, dass doch noch Sachen wie Gampel stattfinden können. Aber man weiss echt nicht, ob es dann im Herbst los geht. Man weiss nicht, ob es im Sommer schon Events gibt oder nur Testversuche oder ob es erneut nur Autokino- und Picknickkonzerte gibt. Ich kann dir da keine Antwort geben, weil es wirklich eine megaschwierige und auch ätzende Zeit ist und man so gar nichts planen kann. Man möchte planen, muss ja irgendwann auch wieder vorwärts sehen, das ist unser Job. Aber man hängt völlig in der Luft und weiss nicht, wie es weitergeht.

 

Vermutlich wird auch eine gewisse Vorlaufzeit benötigt, wenn es dann losgeht. Man kann kaum eine Tour innert weniger Tage planen.

 

Genau. Kostet ja auch alles und am Ende ist schneller wieder zu als man gucken kann. Es muss nur bei einer Veranstaltung etwas passieren und alles ist wieder vorbei.

 

Gibt es denn Träume oder Wünsche, vielleicht eine besondere Location, die ihr noch nicht bespielt habt, die du dir noch erfüllen möchtest?

 

Ich fände es schön, wenn die geplanten Open Airs stattfinden könnten. Es ist jetzt vielleicht nicht meine absolute Lieblingslocation, aber so von der Grösse her ist das Stadion Essen dabei. Geschichten, die jenseits der 20‘000 Menschen sind, von denen wir nie gedacht hätten, dass wir da irgendwann hinkommen und die gut verkauft sind. Das ist schon wie ein kleiner Ritterschlag. Es ist so krass, dass so viele Leute dich da auf der Bühne sehen möchten. Wie du eben gesagt hast, wenn mir das jemand vor 25 Jahren gesagt hätte, hätte ich ihn ausgelacht und gesagt «Klar, 40 Leute und alles ist gut». (lacht)

 

Danke, dass du dir so viel Zeit genommen hast und viel Erfolg mit dem neuen Album.

 

Das Album «Puro Amor» ist ab dem 23. April im Handel. Unsere Kritik folgt am Release-Tag. Infos zur Band und kommenden Tourneen findet ihr auf auf broilers.de.

 

  • Band: Broilers
  • Gerne: Oi!-Punk, Ska, Rock, 
  • Aktuelles Album: «Puro Amor»

 

 

Patrick Holenstein / Do, 22. Apr 2021