«Ohni Sorge» entstand ein Album mit viel Seele

Portrait: Scoutmusic
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© Catarina Martins

In einem zum Aufnahmestudio umrangierten Luftschutzkeller entstand das Album «Ohni Sorge» von Marco Klotz und Andreas Röthlisberger. Als Swiss-Songwriter-Rap könnte man den Musikstil von Scoutmusic beschreiben. Eine Mischung aus einschlägigen Beats, Mundart-Sprechgesang und Texten mit Tiefgang.

 

«Dass er nume es bitz Musig macht isch guet», lacht der Rheinfelder Marco Klotz und schaut seinen Kollegen Andreas Röthlisberger vorwurfsvoll an. «Als ich das erste Mal hier unten sass, staunte ich nicht schlecht über seine Gitarrensammlung und die Songs, die er geschrieben hatte», fährt Klotz fort. Röthlisberger grinst verlegen zurück. Hinter dem Muttenzer hängen etwa zehn verschiedene Gitarren an der Wand. Auf dem Computerbildschirm flimmert ein Musikschneideprogramm. Die beiden Familienväter verbringen in Röthlisbergers Aufnahmestudio in dessen Einfamilienhaus jede Woche einen Abend zusammen, um gemeinsam Musik zu machen.

 

Auf Anhieb sympathisch

 

Das Projekt Scoutmusic fing vor über einem Jahr an, als sich die Musiker auf Klotz‘ Hochzeit zum ersten Mal über den Weg liefen. Auf Anhieb hätten sie sich sympathisch gefunden, so die beiden. Als der 32-jährige Marco Klotz kurze Zeit später zum ersten Mal bei Andreas Röthlisberger im Keller sass und dessen Songs hörte, wussten beiden: gemeinsam könnte was Interessantes entstehen. Marco Klotz machte sich schon vor zehn Jahren als Rapper Scout MC einen Namen. Eine Platte lancierte er aber nie. Andreas Röthlisberger war mit der Alternative-Rock-Band Deep Ocean musikalisch unterwegs. Kurz vor der Europatournee löste sich die Band allerdings wieder auf. Als Duo verlaufen die Bahnen nun etwas anders, denn seit dem 14.Mai ist das Album «Ohni Sorge» auf iTunes erhältlich. Darauf finden sich elf Songs, die mal kritisch und mal einfach nur gute Laune verbreiten.

  

Hand in Hand

 

Die Texte entstanden fast ausschliesslich aus Klotz‘ Feder und Röthlisberger komponiert meistens die Melodie dazu. «Ich bin kein guter Texter», gesteht der 35-jährige. Dafür ist er umso geschickter an der Gitarre. Marco Klotz verliert sich wiederum gerne stundenlang in einem Text und vergisst die Welt um sich herum. «Meistens fängt es mit der Idee zu einem Refrain an, die ich dann hinkritzle. Danach spiele ich das Ganze auf der Gitarre immer wieder durch und rappe dazu. Andreas gibt mir anschliessend ein Feedback, wie man es auf der Gitarre sonst noch spielen könnte», so Klotz.

 

Die Musik ist für die beiden berufstätigen Familienväter - Klotz ist Malermeister, Röthlisberger bildet sich zurzeit zum Sozialpädagogen um – ein Ausgleich zum Alltag. «Wenn Marco zu mir ins Studio kommt und wir zusammen Musik machen, ist es wie eine Woche Ferien», erzählt Röthlisberger. Die Musikstücke entstehen spontan aus einem Gefühl oder Idee heraus. Zu gerne würden die beiden zum Beispiel einen Reggaesong machen. «Der Track <Ohni Sorge> hat ein paar Reggaeelemente», erklärt Klotz. «Dennoch können wir nicht gezielt eine Musikrichtung für einen Song anpeilen», fährt er fort.

 

Videoclip made in Rhyfälde

 

Ausgerechnet am bisher kältesten Tag in diesem Jahr nahm das Duo in der Altstadt des aargauischen Rheinfelden das erste gemeinsame Musikvideo zu «Chlini Seel» auf, das auf Youtube abrufbar ist. «Wir haben in unserem ganzen Leben noch nie so gefroren», erzählen beide Vollblutmusiker kopfschüttelnd. Doch warum entschieden sich die Musiker für den Song «Chlini Seel» und nicht für einen anderen Song? «Ohni Sorge kannte man schon. <Chlini Seel> war neu und wir spürten intuitiv: zu diesem Song müssen wir das Musikvideo machen», so Röthlisberger. Die Titel «Carpe diem» und «Dorum» standen auch zur Debatte, aber «Chlini Seel» zeigt der Meinung von Klotz und Röthlisberger nach, inhaltlich und musikalisch am Deutlichsten, was sie machen. «Natürlich ist es auch so, dass du jedes Mal, wenn du einen neuen Song machst, du diesen sowieso am Besten von allen findest», schmunzelt Marco Klotz.

 

Ohne Druck und Zeitplan

 

Klotz und Röthlisberger sind sich bewusst, dass sie nicht ausschliesslich von der Musik leben werden. Das war den beiden schon von Anfang an klar, als sie vor einem Jahr im Ferienhaus von Röthlisbergers Schwiegervater in Braunwald die ersten Songs aufnahmen. Sie wollten einfach mal schauen was passiert. Zuerst wurde «Liechtschalter» aufgenommen. Danach «Si lo» und zuletzt «Z’viert». Der letzte Song widmete Marco Klotz seiner Frau, die kurz Zeit darauf schwanger wurde. Die kleine Familie ist heute tatsächlich «Z’viert».

 

Diese drei Songs klingen auf dem Album so, wie sie in Braunwald aufgenommen wurden. «Deshalb hat es zum Beispiel bei <Liechtschalter> ein paar schiefe Töne», gestehen die beiden. Sie waren beide so begeistert von den in Braunwald produzierten Songs, dass sie es auf dem Nachhauseweg an einer Raststätte CDs kauften und die Songs darauf brannten, um diese im Auto zu hören. «Wir haben sie bis wir zu Hause waren, rauf und runter gehört», erzählt Klotz. 

 

Auf die Frage, ob es auch mal drei Uhr morgens wird, wenn das Duo schreibt und komponiert, antwortet Röthlisberger, der zwei Kinder hat, mit einem Lacher: «Hey nein, wir arbeiten und haben Familie. Die steht an erster Stelle.» Marco Klotz richtet sein Cap und fügt hinzu: «Sonst würden wir ja jeden Abend gemeinsam Musik machen.»

 

Scoutmusic - «Chlini Seel» 

 

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catarina martins / Sa, 13. Jul 2013