Yellowcard liessen das Komplex pogen

Konzertkritik: Yellowcard im Komplex
Yellowcard
Bildquelle: 
Facebook Yellowcard

Nach einer ungewollten Bierdusche war nicht nur Frontsänger Ryan Key kurzzeitig sprachlos. Auch unter den Konzertgängern war die Fassungslosigkeit über ein solch deplatziertes Verhalten eines einzelnen Konzertbesuchers deutlich zu spüren. Die Reaktion auf die unverständliche Eskalation: Yellowcard verliessen kurzzeitig die Bühne. Das Publikum zeigte vollstes Verständnis, forderte die fünf Amerikaner aber mit Zurufen und Pfiffen auf, das Konzert fortzusetzen. Für den Übeltäter gab es eine Redcard.

 

«There is always one asshole…», kommentierte Sean Mackin, Violinist, das vorangegangene Ereignis. Yellowcard gingen souverän mit der Situation um und liessen stattdessen die Musik für sich sprechen: «Believe» mit den Songzeilen «Everything is gonna be alright / Be strong believe …».

 

Circle Pit und Crowdsurfing 

 

Yellowcard gehören nicht nur deswegen zu den ganz Grossen, wenn es um Live-Acts geht. Auch ihre Bühnenpräsenz war brillant. Vom ersten Takt an war das Publikum voll und ganz dabei. Dass das Konzert nicht gänzlich ausverkauft war, tat der Stimmung keinerlei Abbruch.

 

«Awakening» ist nicht nur der erste Song auf dem aktuellen Yellwocard-Album «Southern Air», sondern war auch zugleich der Konzert-Opener am vergangenen Freitag. Schon während des ersten Songs entstand ein Circle Pit vor der Bühne, in dem sich die Konzertgänger im Kreis pogend bewegten. Andere taten ihre Begeisterung beim Crowdsurfing kund. Der guten Stimmung sei Dank, liess es sich Schlagzeuger und Gründungsmitglied Longineu W. Parson III nicht nehmen, ein Schlagzeug-Solo der Extraklasse abzuliefern.

 

Musikalisch treu geblieben 

 

«Only One», ein eher ruhiger Song, brachte die Menge nochmal zum Mitsingen, bevor sich Yellowcard dann von einem begeisterten Publikum mit «Ocean Avenue», ebenfalls ab ihrem gleichnamigen Erfolgsalbum, das in Amerika Platinstatus erreichte, verabschiedeten.

 

Leider blieb eine Zugabe aus. Und trotzdem war es einer der wohl besten Gigs, der im Bereich des Alternativ-Punk-Rock bisher über die Komplex-Bühne ging. Ryan Key schaffte es mit Songs ab dem neuen Album und bereits altbekannten Liedern eine stimmige Setlist zu präsentieren. Die fünf Punk-Musiker aus Florida sind sich auch nach über 15 Jahren Bandgeschichte musikalisch treu geblieben.

Dominique Rais / So, 24. Feb 2013