Ein Mann der grossen Töne war er nie, jedenfalls nicht im übertragenden Sinn. Musikalisch jedoch schon, und auch sein neustes Album «L’Envolée» hat die Fans restlos begeistert. Man hat sich auf die langersehnte Tour gefreut und dementsprechend gross ist der Andrang vor dem Stadtcasino Basel, als Stephan Eicher zum Konzertabend einlädt. Der stilvolle Musiksaal im Stadtcasino passt perfekt zu Eicher, das grossartige Bühnenbild aus alten Lautsprecherboxen kommt wunderbar zur Geltung. Schon beim betreten des Saals weiss man: das wird ein toller Abend.

Stephan Eicher ist ein Musiker, der seiner Linie treu bleibt – und doch immer wieder ausschert. Man kann es nicht richtig fassen, aber in all seiner Vielseitigkeit klingt Eicher immer nach Eicher, auch wenn er ganz neue Wege beschreitet. Vielleicht ist es seine Ausstrahlung, die seinem Werk immer wieder diese einzigartige Note verleiht, vielleicht ist es aber auch sein Stilgefühl und seine künstlerische Perfektion.

Eicher glaubt alles

Als sich Stephan Eicher gegen 20 Uhr ans Piano setzt, wird es still im Saal. Das Publikum lauscht gespannt und lässt sich von der ersten Minute an verzaubern. Es folgen alte und neue Songs aus Eichers langjähriger Karriere, mal in Mundart, häufig in Französisch. Er sagt nicht viel zwischen den Songs, lässt die Musik wirken. Doch wenn er etwas sagt, dann mit Witz und Charme: «Ich bin heute Nachmittag ein wenig früher angekommen und in Richtung Kleinbasel spaziert. Dabei bin ich an dieser Kirche vorbeigekommen. Ich bin ja ein sehr gläubiger Mensch - ob Gott, Mohammed oder was auch immer, ich glaube alles.» Er schmunzelt, das Publikum mit ihm. Und dann erzählt er, wie er weiter am Rhein entlang spazierte und plötzlich feuchte Augen bekam. Ob ihn diese Stadt und das Ambiente so berühre, habe er sich gefragt. Bis er weiter unten am Rhein die vielen Industriekamine gesehen habe – «da habe ich gewusst, woher das Augenwasser kommt», lacht Eicher und stimmt den nächsten Song an.

Bei Songs wie «Déjeuner en Paix» jubelt die Menge, bei «Pas d’Ami» wird lautstark mitgesungen. Doch nicht nur Stephan Eicher glänzt auf der Bühne, auch seine Mitmusiker sind absolute Meister. Das Ambiente ist wunderbar, die Stimmung fast ein wenig magisch, und auch musikalisch ist der Abend mit Stephan Eicher schlicht erstklassig. Zweimal lässt er sich zusammen mit seiner Band zurück auf die Bühne klatschen. Zum Schluss stimmt er «Hemmige» an, seine unvergleichliche Interpretation des Matter-Klassikers. Am Ende des Stücks schnappt sich jeder Musiker ein (analoges) Instrument und Eicher und seine Band ziehen spielend durch den Saal. Das ist eben Stephan Eicher: sympathisch, charmant und mit ganz viel Stil.

Wer ihn auf seiner Tour live erleben will, muss sich beeilen: viele der Konzerte sind bereits ausverkauft. Mehr unter www.stephaneicher.com