Mia Aegerter begeistert in der Bar Rossi

Konzertkritik: Mia Aegerter @ Bar Rossi
Bildquelle: 
© Fabio Gloor

 Text und Interview von Thomas Hügli

 

Das Konzert

 

Um es gleich vorwegzunehmen, Mia hat es krachen lassen! Mit ihrer faszinierenden Stimme, der starken Bühnenpräsenz, eingängiger Mundarthits und mit einer überaus sympathischen  Ausstrahlung. Sie steckte den kleinen Publikumsaufmarsch schnell in die Tasche und hinterliess einen bleibenden Eindruck.

 

Zur Eröffnung der neuen Konzert-Saison konnten die Betreiber der Bar Rossi, Toni und Dule, definitiv einen Erfolg für sich verbuchen. Mit viel Verhandlungsgeschick und vielleicht auch dem Pluspunkt der heimeligen Bar gelanges ihnen, Mia Aegerter für ein Konzert gewinnen.

 

 

Mia spielte Songs ihres neuen Albums «Gränzgängerin». Von Anfang an spürte man ihre Professionalität und ihre Routine. Sie unterliess es nicht mit dem Publikum zu flirten, holte einige gar unter Androhung von Gewalt vor die Bühne und hatte sichtlich Spass an ihrer Performance. Bewegende und unterhaltende Songs wie «Du Idiot», «Herzfriedensbruch», «CH» und «Du bisch mini Heimat» (im Duett mit Polo Hofer produziert) haben allesamt Hitpotential. Zum Song «D‘Jungs» rekrutierte sie vier Männer aus dem Publikum, die ihr den vorgeschriebenen Text vor die Nase hielten. Beim Hit «Hie u Jetzt» schliesslich war das Publikum nicht mehr zu halten und sang lautstark mit. Ihre Zugabe mit dem Song «Chlii Tod» am Schluss des Konzerts sang sie in Hochdeutsch, solo und unplugged an der Gitarre. Ein starkes Stück! Mia wir sind gespannt auf mehr von dir.

 

 

Das Interview

 

Liebe Mia gestern hattest du in der Tuchlaube Aarau die Plattentaufe deines neuen Albums «Gränzgängerin». Heute war dein Auftritt in der Bar Rossi in Zürich. Wie fühlst du dich jetzt?

Die Plattentaufe in der Tuchlaube gestern war absolut genial! Wir hatten ein volles Haus. Dank Thomas Garcia, dem Eigentümer der Tuchlaube und Mitbegründer der Band «Lockstoff», bin ich mit meiner Band dort gelandet. Wie auch heute in der Bar Rossi gefällt mir die Atmosphäre dieser Lokalitäten. Sie sind klein und stilisch und die Stimmung war familiär und intim. Solch eine Umgebung motiviert mich sehr.

 

Du tourst demnächst durch die Schweiz und spielst die Songs deines neuen Albums «Gränzgängerin». Ausgewählt hast du im Vorfeld der Tournee eher kleine Locations. Absicht?!

Ich hatte die Vorstellung das Album akustisch aufzuziehen, auf kleinen Bühnen zu spielen, um den Leuten nahe zu sein, denn so kann ich mit meinem Publikum kommunizieren. An grossen Festivals aufzutreten gibt mir nicht dieselbe Befriedigung, da ich nicht in die Tiefe gehen kann und eine gewisse Oberflächlichkeit viel Raum einnimmt.

 

 

Du warst eine Weile weg und thematisierst nun in deinen Songs deine Erfahrungen in Deutschland, die kulturellen Unterschiede zur Schweiz und deine Heimatgefühle. Man spürt deine Verbundenheit zur Muttersprache. Hast du im Moment genug von Deutschland und wirst du dich wieder vermehrt der Schweiz zuwenden?

Ich habe die Schweiz nie wirklich verlassen und ich wollte auch nicht auswandern. Meine Songs habe ich grösstenteils in Mundart produziert. Berlin bot mir eine Möglichkeit mehr, mich zu entwickeln. Die Stadt ist ein Magnet, ein Meeting Point für Menschen wie mich und es ist sehr einfach mit den verschiedensten Leuten ins Gespräch zu kommen. Ausserdem habe ich in der Zeit versucht, mir einen Namen als Songwriterin zu machen. Diese Handwerk habe ich gelernt und setze mit Vergnügen meine Ideen um.

 

Du sagst, du seist eine ewig «Suchende». Der Wunsch nach Auto, Eigenheim und Kinder ist bei dir nicht besonders ausgeprägt. Was genau suchst du denn ausser neuen Erfahrungen und Abenteuer?

Ich hinterfrage mein Tun sehr oft, immerhin bin ich jetzt 35 Jahr alt und beginne gerade einen neuen Lebensabschnitt. In meinen Songs verarbeite ich meine Gefühle und reflektiere Erlebtes. Seit 10 Jahren lebe ich nun von meiner Kunst und stelle mich ständig von neuem diesem Krampf, den es braucht, um im hart umkämpften Musikgeschäft bestehen zu können.

 

 

 

«Bisch härt im neh und trinksch gern Bier, denn passesch villicht glich zu mir», singst du im Song «Duurbousteu». Kommt dieser Vorzug von deiner vielen Zeit unter Männern, deinen Bandkollegen?

Die Musikwelt ist vorallem eine Männerbastion und ich sehe mich als Zugpferd in unserer Band. Männer sind tendenziell leichter zu handhaben, sind unkomplizierter und lässiger.

 

Du hattest erfolgreiche Parts als Schauspielerin. Werden wir dich Wiedersehen auf der Leinwand oder im Fernsehen? Gibt es aktuelle Projekte?

Am 30.09.2012 zeigt SF1 den Spielfilm «Der Teufel von Mailand». Ich spiele darin die Rolle der Malu, eine der Hauptfiguren des Buches. Regie führte Markus Welter aus Zürich, der unter anderem 2011 den ersten 3D-Spielfilm «One Way Trip» in die Schweizer Kinos brachte.  Bis Ende November letzten Jahres dauerten die Dreharbeiten. Sie fanden im Engadin und in Zürich statt.

 

Alle Bilder: © Fabio Gloor für Gloorious

Patrick Holenstein / Di, 18. Sep 2012