Mars-Expedition erfolgreich abgeschlossen

Kritik: 30 Seconds To Mars @Hallenstadion ZH
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Thirty Seconds To Mars Facebook

Konfettiregen, ein rasanter Trommelwirbel und Schweinwerfer wie auf Koks, so präsentierte sich „Closer To The Edge“ und brachte das Publikum verständlicherweise an den Rand des emotionalen Wahnsinns. Nach weiteren fünf Minuten und der Aufforderung durch Leto, „Need some help before we say goodbye“, bei „Up In The Air“ nochmals alles zu geben, landeten 7‘300 Astronauten nach einer erfolgreichen, wenn auch abrupt beendeten Marsmission wieder wohlbehalten auf der Erde.

 

Zürich, oder besser gesagt das Hallenstadion, stand vergangenen Dienstag ganz im Zeichen der Mars-Expedition. Übermächtig thronte ein silbernes Dreieck über der Bühne und kündigten den bevorstehenden Abschuss an. 30 Seconds To Mars – dreissig Sekunden soll es also bis zum Mars dauern – unglaublich, aber wahr.

 

 Messiasgleich

 

Nur Sekunden nachdem der Vorhang fiel wurde das Publikum mit „Birth“, geprägt durch die wuchtigen rhythmischen Schläge der Taiko-Drummer, in einen Zustand andauernder Glückseeligkeit katapultiert. Geradezu messiasgleich besang Jared Leto, von einer hängenden, brückenähnlichen Bühnenkonstruktion die Geburt ihres mittlerweile vierten Babys „Love Lust Faith + Dreams“. Als die ersten Takte von „Kings And Queens“ erklangen, war dann wohl auch der letzte der über 7‘300 Konzertbesucher dem Trio rund um Frontmann Jared Leto verfallen.

 

Durch eine aufwendige Lichtshow und drei grosse Leinwände wurden die Songs für das Publikum visualisiert. Auf einer der drei Leinwände wurden abwechselnd die Musikvideos und Lyrik-Clips gezeigt, während Jared Leto jeden seiner Songs mit so viel Inbrunst sang, dass man nicht anders konnte, als ihm jedes seiner Worte zu glauben.

 

Niederungen der Menschheit 

 

„We missed you guys“, rief Jared Leto Richtung Zuschauermenge. So wie er für Zürich sang, nahm man ihm das auch ab. 30 Seconds To Mars machten ihrem Namen alle Ehre und bewiesen auch in Zürich, dass sie mehr sind als einfach nur eine Band, die ihre Songs abspult. Für ihre Show haben sie sich sogar Artisten mit ins Shuttle geholt - das Auge isst schliesslich mit.

 

„This is war“, eine Ansage, die eigentlich für Unbehagen sorgen sollte, nicht aber in Zürich, obwohl der Song doch von den Niederungen der Menschheit handelt: Kriege auszufechten. Geradezu kitschig, aber doch mit starkem Symbolcharakter, wurden übergrosse bunte Luftballons losgelassen, die sich über die Menge hinweg verteilten. Der inszenierte Höhepunkt wurde mit einem Konfettiregen erreicht.

 

 Flagge zeigen

 

Viele fanden erstmals den Weg an ein „30 Seconds To Mars“-Konzert und trotzdem war Jared Leto vom Schweizer Publikum begeistert: „So happy to be back in your beautiful country.“ Einer der Höhepunkte des Konzerts war, dass der Frontmann Flagge bekannte. Nein, nicht etwa die US-amerikanische, sondern die Schweizer Flagge liess er über die Menge wehen, während er das euphorisierte Publikum mit „Do Or Die“ beglückte.

 

„City Of Angels“ – eine Hommage an seine Heimatstadt L.A. – widmete Jared Leto all den Träumern da draussen und schaffte es offensichtlich zu zeigen, dass Musik es schafft, Menschen jeglicher Kultur zu vereinen. Für ihn ist das ein persönliches Anliegen und der Grund, Musik zu machen.

 

 Ehrenplatz

 

Wer dachte, die Reise zum Mars wäre schon zu Ende: weit gefehlt. Leto tauschte seine E-Gitarre gegen die Akustik-Gitarre und holte sich zu „Hurricane“ kurzerhand Verstärkung von einem jungen männlichen Fan aus Walenstadt auf die Bühne. So manche Konzertbesucherin oder auch Konzertbesucher hätte da wohl auch gerne den Ehrenplatz neben Leto eingenommen. Verständlich, denn der Kerl kann nicht nur gut singen, sondern sieht auch noch gut aus.

 

Jared Leto hautnah sein? – Für einige erfüllte sich der Traum dann doch noch. Immer wieder holte er sich im Lauf der der Show Leute aus dem Publikum auf die Bühne, von denen viele ihr Glück kaum fassen konnten. „The Kill (Bury Me)“, war einst der Startschuss für die kometenhafte Laufbahn von 30 Seconds To Mars und durfte selbstverständlich nicht fehlen.

 

 Schade

 

Immer wieder fiel auf, dass es Leto ist, der alles zusammen hält und sich im Scheinwerferlicht zu baden scheint. Drummer Shannon Leto machte nicht durch optische, sondern vielmehr durch akustische Präsenz von sich reden und gab so den Songs ihren Drive, nahm aber dabei gleichzeitig leider Gitarrist Tomislav Miličević den Raum sich zu enfalten.  Schade - denn ein Gitarren-Solo hätte bestens in die Setlist gepasst und trotzdem war der Ausflug auf den Mars eine Expedition wert.

Dominique Rais / Fr, 08. Nov 2013