Le Fou et ses trois Dames

Konzertkritik: Foxygen im Plaza
Bildquelle: 
Bäckstage / © Stephane Kaeser

Die kalifornischen Psychedelic-Rock-Revivalisten um die Gründer und Songwriter Jonathan Rado (Gitarre) und Sam France (Gesang) rockten das gut besuchte Plaza und drehten voll auf. Den einen gefiel es gut, den anderen weniger.  

 

Es gehört auch zum «Pflichtenheft» des Musikkritikers, über Konzerte von Bands zu berichten, die man kaum oder nicht kennt. Foxygen war so ein Fall. «Mein» Fotograph, mit dem ich zusammenarbeite, schlug dieses Konzert vor, und experimentierfreudig und neugierig wie ich bin, willigte ich ein und ging völlig unvoreingenommen ans Konzert. 

 

Die Band betrat die Bühne und füllte sie sofort mit Ihrer Präsenz aus, was teilweise auch daran lag, dass auf dieser kleinen Bühne des Plaza nun acht Leute standen: Der Sänger, zwei Gitarren, Bass, Drums, Keyboards und drei sexy Girls, die tanzten und sangen. 

 

 

Die nächste Stunde erlebte ich wie in Trance, ohne Möglichkeit, mich akustisch oder visuell auf etwas einlassen und konzentrieren zu können. Der Frontmann Sam France präsentierte sich als ein ansatzweise charismatischer Entertainer mit einer Körpersprache, die sehr nahe an diejenige von Mick Jagger herankommt und wohl auch von dieser inspiriert ist. Die drei Girls tanzten und gestikulierten wild, eine beachtenswerte Körperertüchtigung. Bass und Drums lieferten ein sattes, präzises Klangfundament, die Gitarren und auch das Keyboard hörten sich versiert und spielfreudig an. Doch das Ganze erschlug mich wie eine ohrenbetäubende Klangwand, viel zu laut und derart schlecht abgemischt, dass man weder Gesang noch Instrumente heraushören konnte. Es gab weder Hits mit ziehenden Refrains, noch tanzbare Tempi, tolle Gitarrensolos oder langsamere Lieder mit starken Lyrics. Das ganze Konzert war ein langes, lautes, etwas gar rotzig-cool vorgetragenes Kunst-Experiment, mit dem Statement: Wir machen, was uns gefällt, und wem es gefällt: danke fürs Kommen, und den anderen: just f*** off! Das Publikum beklagte sich nicht, als die Musiker nach einer Stunde Schluss machten, und weder wurde eine Zugabe angeboten noch nachgefragt. 

 

Beim Durchgehen der Diskographie von Foxygen wird schnell das musikalische Talent v.a. der beiden kreativen Köpfe hinter der Band, Rado und France, offensichtlich. Ihre Songs sind musikalisch ziemlich raffiniert komponiert und man spürt den Einfluss unzähliger grosser Bands der letzten fünfzig Jahren. Doch fehlt ihren Songs und Ihrer Musik eine eindeutige Identität und Konstanz, sie verlieren sich in ihren Ideen, von denen sie zu viele in ihre Songs zu packen versuchen. Die Kritiker sind sich uneinig, ich würde jedoch die Haltung von Hal Horowitz vom American Songwriter einnehmen, welcher Foxygen betitelt mit einem «zwischendurch interessantes gescheitertes Experiment» («…an occasionally interesting failed experiment»). 

 

Aber bekanntlich lässt sich über Geschmack (nicht) streiten, und das ist auch gut so. Mein Fotograph (mit französischer Muttersprache) amüsierte sich prächtig und seine Zusammenfassung lautete: «Der Typ hat einen Knaller. Rock’n’Roll ain’t dead, yeah!». 

 

 

Alle Bilder: © Stephane Kaeser. Bild Setlist: © Markus Frei 

markusfreiwillis / Fr, 22. Mai 2015