Gymnastikstunde mit Dabu Fantastic

Konzertkritik: Dabu Fantastic im Exil
Bildquelle: 
Archivbild, Zürich Openair 2015 / © Bäckstage

Wer seit letztem Herbst nicht in seiner Wohnung eingeschlossen und von der Aussenwelt abgeschirmt gelebt hat, kam nicht darum herum, die Nummer 1 Hit Single «Angelina» der Zürcher Band Dabu Fantastic im Radio zu hören. Oft. Sehr oft. Und wenn man das Lied mal im Kopf hat, kriegt man es nicht so schnell wieder raus. Denn der eingängige, einfache Refrain ist ein Ohrwurm, der gesungen wurde, um zu bleiben.

 

Schon nach den ersten paar Tönen wurde getanzt und geklatscht. Und während des ganzen Auftritts sangen die Leute lautstark mit. Ein absolut textsicheres Publikum hatte sich im Exil versammelt. Das Ganze erinnerte weniger an ein Konzert als mehr an eine Party im Proberaum von den besten Freunden, die eine Band haben. Die Stimmung war dementsprechend ausgelassen. Zwischen den beiden Frontmännern gab es, über den ganzen Abend verteilt, unzählige Witze und Lacher, die manchmal nur sie selbst verstanden.

 

«Cool, wie 12-jährigi Buebe, wo Sportunterricht hend»

 

 

«Sie laufen weiter und stossen die Hände abwechselnd zur Zimmerdecke. Im Rhythmus bleiben. Wie in der Disco», ertönte eine Stimme aus einem Lautsprecher. 350 Leute im Zürcher Club Exil taten wie geheissen. An der Front standen Dabu und DJ Arts und zeigten dem Publikum wie es geht. Gekleidet in flaschengrüne Trainingsjacken mit dem Aufdruck «Team Geil» auf dem Rücken, mit trendigem Stirnband, wie man es aus dem Fitnesscenter kennt. «Die Jagge döffemer ned wäsche, het d’Näherin gseit. Suscht gaht de cooli Ufdruck ebe weg», informierte Sänger Dabu das Publikum lachend. «Ja, suscht xsämmer nümme us wie cooli 12 Jährigi Buebe, wo Sportunterricht hend, und das wemmer ja ned, gell?» witzelte DJ Arts. So wurde das Konzert von Dabu Fantastic kurzerhand in eine Gymnastikstunde umgewandelt.

 

«Autobahn», «Beruhig di mal», «Jeans» und natürlich «Drinks» vom aktuellen und gleichnamigen Album machten einen Teil des Abendprogramms aus. Ältere Lieder wie «Tanz allei», «Vo vorn» und «Sunne» waren aber natürlich auch dabei. Zudem gaben sie ihre schweizerdeutsche Version von «MfG», im Originalen von den Fantastischen Vier gesungen, zum Besten. Mit freundlichen Grüssen wurde in «Mir säged dir Grüezi» verwandelt.

 

Doch nun zurück zu «Angelina». Zweimal wurde der Hit im Laufe des Konzertes angetönt, indem die Band immer nur die ersten paar Noten spielte. Und immer schien die Stimmung im Publikum direkt durch die niedrige Decke zu schiessen. Gegen Ende des Konzertes war es dann endlich so weit. David Bucher stellte sich mit seiner Gitarre vor das Publikum und fing an von Angelina zu singen. Und obwohl sich das Publikum bereits ziemlich verausgabt hatte, konnte man die Energie förmlich spüren, mit der wahrscheinlich jede einzelne anwesende Person den Text mitsang.

 

Die Jungs aus dem Zürcher Konzerte von Dabu Fantastic besucht man auch gerne mehr als nur einmal. 

 

 * Alle Infos und kommende Tourdaten zu Dabu Fantastic gibt es auf der Band-Website

Pascale Stöckli / So, 05. Mär 2017