Exil unplugged mit Ron Pope and the Nighthawks

Konzertkritik: Ron Pope and the Nighthawks
Bildquelle: 
Bäckstage / © Seraina Thuma

«Wow, spielen die jetzt etwa unplugged?», fragte ich mich Mitten im Konzert, als die Nighthawks nach einer kurzen Pause zusammen mit den Supportacts Truett und Zach Berkman zu Ron auf die Bühne stiessen. Da standen sie: neun Jungs, in Reih und Glied, und niemand griff nach einem Instrument, ausser Ron Pope selbst.  Ronnie’s Antwort folgte sogleich: «Normalerweise spielen wir in grösseren Locations, mit grösserem Publikum. Wir möchten deshalb die Chance nutzen, dies hier zu machen.» Nacheinander verliessen sie die Bühne über die Seitentreppe und stellen sich bei der Bar auf. «Seid ihr einverstanden, für dieses Lied ganz still zu sein? Das ist jetzt so, als ob wir alle bei mir zu Hause im Wohnzimmer wären», sagte er weiter und schlug die ersten Akkorde auf seiner Gitarre an. Spätestens mit dieser Aktion haben sich Ron Pope und die Nighthawks in die Herzen des Publikums gesungen.

 

Begonnen hat das Konzert aber mit einem Rock’n’Roll-Song, welcher die Besucherinnen und Besucher von Beginn an zum Tanzen anregte. Bisher konnte ich mir beim besten Wille nicht vorstellen, wie auf der Bühne im Exil für mehr als drei Leute inklusive deren Instrumenten Platz sein soll – bis zu diesem Freitag, als Ron Pope mit einer sechsköpfigen Band, den Nighthawks, auftrat. Jeder hatte Platz für sich und seine Instrumente und was am wichtigsten ist: jeder hatte viel Spass. Das stand den sieben Jungs deutlich ins Gesicht geschrieben.

 

Fotos: © Seraina Thuma

 

Kurzer Instrumenten- und Platzwechsel nach dem ersten Song: einer der Jungs tauschte die Trompete gegen das Keyboard, der andere verliess seinen Platz am Keyboard und nahm eine E-Gitarre zur Hand und weiter ging es. Nächster Instrumentenwechsel nach dem zweiten Lied: weg mit dem Saxophon, her mit dem Tamburin. Ja, die Nighthawks scheinen eine musikalisch vielseitige und talentierte Truppe zu sein, zumal jeder der Jungs noch zusätzlich ein Mikrofon vor sich stehen hatte, welches oft genutzt wurde, um mit Ron mitzusingen. Der Song «One grain of Sand» gehört wohl eher zu seinen bekannteren Titel, denn plötzlich stimmte der Grossteil des Publikums mit ein und sang und klatschte vor allem beim Refrain unterstützend mit. So übertönten Ron und sein Publikum zum Glück die hinteren Reihen, welche sich lieber lautstark unterhielten und so manche störten, die am Freitagabend aufgrund der Musik im Exil waren.

 

Nach einer guten halben Stunde verliessen die Nighthawks die Bühne und Ron setzte sich an sein Keyboard. «Bevor ich diese Band gegründet habe und mit ihnen auf Tour ging, habe ich alleine Songtexte geschrieben. Ich möchte zum Ursprung meiner Musik zurückkehren, zu den Aufnahmen, welche ich in meinem Schlafzimmer geschrieben habe und die mir die Türen zu dem öffneten, wo ich heute bin», erklärte er. Die Smartphones wurden gezückt und sogar die hinteren Reihen hatten endlich verstanden, dass sie ihre privaten Gespräche wohl besser auf nachher verschieben sollten. Es war mucksmäuschenstill im Exil als Ron die ersten Töne von «Fireflies» spielte. Er sang mit so viel Kraft und Gefühl – ein wahrer Gänsehautmoment.

 

Gute Stimmung bis zu letzten Song 

 

Mit weiteren Pop- und Rock’n’Roll-Liedern ging es in die letzte halbe Stunde des Konzertes. Wir erfuhren bei den darauf folgenden Liedern, wer die sympathischen Jungs von den Nighthawks sind. Die Truppe setzt sich zusammen aus Alan Markley, der Keyboard und Trompete spielt, Paul Hammer an der elektrischen und akustischen Gitarre und am Keyboard, Alex Brumel am Saxophon und Tamburin, Michael Riddleberger sitzt am Schlagzeug, Andrew Pertes zupft den Bass sowie Alexander Foote, der eine Gitarre spielt. Das Publikum klatschte und jubelte, als die Band beeindruckende Soli auf der Bühne absolvierte. Beendet haben die Amerikaner ihren Gig mit «Drop in the Ocean». Auch bei diesem Song liessen sich viele von der guten Laune der Band anstecken und es war herrlich zu sehen, wie bis zum letzten Ton getanzt und gesungen wurde.

 

 

Ob in einer kleineren Location oder einer Konzerthalle, wer die Gelegenheit hat, Ron Pope und seine Nighthawks live zu sehen, sollte es sich nicht entgehen lassen. Man braucht kein Handy, um seine Show einzufangen, denn die Stücke sind der absolute Hit und gehen direkt unter die Haut.

 

Rahel Inauen / Mo, 25. Jan 2016