Eine Band zelebriert den Blues

Konzertkritik: Blues Pills im Komplex
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Bäckstage / © Patrick Holenstein

Eine blonde Mähne wirbelt. Die Augen des Gitarristen sind geschlossen, während die Finger zielsicher jede Saite treffen. Bassist und Schlagzeuger legen dazu den Rhythmus. Ein ausuferndes, grosszügig ausgelegtes und an grosse Momente in einer sehr wichtigen Ära der Musikgeschichte erinnerndes Solo. Eine Band, die sehr gut zusammen funktioniert. So treten Blues Pills als Hauptact im Komplex 457 in Zürich auf. 

 

Vor ihnen haben drei weitere Bands gespielt. Jex Toth, White Miles und Truckfighters aus Schweden. Truckfighters haben eine wuchtige Show geboten und den Stoner-Rock so richtig ausgelebt. Gitarrist Niklas Källgren stand keine Sekunde still, sondern jagte und hüpfte oben ohne und unkontrolliert über die Bühne. Das war Rock pur und zum Schluss fehlte auch das Stagediving nicht. 

 

 

Kurze Umbauphase und dann wurde es psychedelisch, hippiesk und im besten Sinne alt. Blues Pills haben im letzen Jahr international ein sehr grosses Renommee bekommen und wurden in so ziemlich jedem Musikmagazin als die grosse Hoffnung im Retro-Rock gefeiert. Zugegeben, die Stimme von Elin Larsson klingt punktuell schon nach Janis Joplin, aber sie hat durchaus ihre eigene Stimmfarbe und wenn sie am Mikrofon steht, ist da eine junge Frau, die einfach Musik der 60er und 70er liebt. Dazu passen die langen, blonden Haare und das psychedelische Hintergrundbild. Wer jetzt aber lange Batikgewänder erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Band lebt auf der Bühne zwar den Geist der Hippies, aber im Kleidungsstil eher nicht. Macht aber nichts, denn die Musik zählt und die war toll. 

 

Neben der hübschen und stimmgewaltigen Sängerin ist vor allem der blutjunge Gitarrist Dorian Sorriaux ein wuchtiger Pfeiler im Sound von Blues Pills. Wenn er ein Solo in den Raum stellt, dann kommt es schon mal vor, dass man staunt, wie präzise er spielt und wie gut er in den Sound der ganzen Band passt. Im Zentrum steht bei Blues Pills klar der Blues und zwar in allen Variationen. Das Quartett aus Schweden liebt, was es tut und vielleicht ist - neben der musikalischen Qualität - genau das das Quentchen, das sie von anderen Bands, die in einer ähnlichen Richtung unterwegs sind, unterscheidet. Blues Pills begeisterten im Komplex 457 jedenfalls mühelos. 

 

Der Name Blues im Bandnamen ist natürlich Pflicht. Aber Blues Pills wecken nicht nur grosse Erwartungen. Sie erfüllen sie auch. Eine Band, von der wir noch hören werden. 

Patrick Holenstein / Mo, 06. Apr 2015