Die Berliner Cowboys in der Samsung Hall

Konzertkritik: The BossHoss in Zürich
Bildquelle: 
Pressebild / thebosshoss.com

 

Wenn man an Cowboys oder den wilden Westen denkt, kommen einem Saloons, Barschlägereien, Western-Filme und ganz andere Stichwörter in den Sinn. Dieses Mal sind aber die deutschen Cowboy-Rocker von The BossHoss gemeint. Alec Völker und Sascha Vollmer heissen die beiden Cowboys bürgerlich und es verschlägt tausende Fans in die volle Samsung Hall in Dübendorf.

 

Doch bevor die Country-Show starten konnte, gehörte die Bühne dem Support und der ist völlig überraschend, jedenfalls im ersten Augenblick. Beim Support Act handelte es sich um den 68-Jährigen Blues-Gitarristen Seasick Steve. Ein genialer Gitarrist kann man hierzu nur sagen, nicht nur, weil er seine Gitarren selbst baut. Da Steve keine Fotografen wollte, wird hier auch nicht mehr auf ihn und seine Show darauf eingegangen. Dies war eine völlig neue Erfahrung. Normalerweise sind Vorbands doch froh um mediale Präsenz. Na gut, Seasick Steve hatte bestimmt seine Gründe. Durch den souveränen Auftritt des Blues-Gitarristen war das Publikum richtig eingeheizt und somit war alles angerichtet für eine Zeitreise in den wilden Westen.

 

Am Gitter im Fotograben war ein Holzbrett montiert, schön der Länge nach, damit die Zuschauer ganz vorne ihre Getränke abstellen konnten. Vielleicht würde es ja später auch von der Band benutzt werden, um die Nähe der Fans zu suchen? Ein grosses Backdrop zierte die Bühne mit dem Titel «Black is Beautiful». So heisst natürlich die neue Scheibe der Formation.

 

Seit 15 Jahren existiert die Berliner Combo inzwischen und seither hatten sie einen kometenhaften Aufstieg an Beliebtheit und Popularität. Ebenfalls bekannt sind Alec und Sascha durch den Platz als Juroren/Coaches bei «The Voice of Germany». The BossHoss haben sich super vermarktet. Auch am Publikum sah man die Vielfalt. Jung und Alt, Rocker oder Cowboy, ein bunt gemischtes Publikum war am Konzert. 

 

Endlich war es soweit und die Protagonisten betraten das Spielfeld. Das Gekreische der ersten Reihen setzte ein. Man konnte echt nicht ausmachen wer lauter war. Frauen oder Männer. Trotzdem bahnte das Spektakel sich seinen Weg. Die Freude war gross. Sei es bei der Band oder den Zuschauern. Es wurde gesungen, getanzt, gekreischt und standesgemäss wurde sehr viel Bier vernichtet. Stichwort: Saloon. Dann kam die Irritierung. Auf der Setlist stand bei manchen Songs wie «Do It» in roter Farbe «Pyro». Aber eigentich dürfen keine Pyro-Effekte in der Samsung Hall verwendet werden. Dann kam die Aufklärung. Die Pyro-Effekte wurden auf die Leinwand projiziert. Sah aus als hätten sie Live-Einspieler von einem Rammstein-Konzert genommen.

 

 

Alles in allem war es ein Top-Konzert. Sowohl Seasick Steve als auch The BossHoss lieferten gewaltig ab.

 

Lars Müller / Di, 09. Apr 2019