Der Mann mit dem langen Atem und den schnellen Händen

Konzertbericht: Slash in der St. Jakobshalle

Sehr voll war es am 15. November in der Basler St. Jakobshalle. Das ist bemerkenswert, wenn man zwei Jahre zurückdenkt, als Slash mit Myles Kennedy und den Conspirators das sehr viel kleinere Volkshaus füllte.

 

Viel Publikum hatte sich also vor der Bühne und auf den Sitzplätzen versammelt und wartete gespannt auf die Show. Diese begann ausserordentlich pünktlich um 21.00 Uhr. Der Jubel war riesig, als Slash in Glitzerhosen und obligatorischem Zylinder und Sonnenbrille die Bühne betrat. Myles Kennedy, Todd Kerns, Brent Fitz und Frank Sidoris folgten ihm und legten gleich mit «You’re A Lie» los, der Single aus dem letzten Album «Apocalyptic Love». Es folgten «Nightrain» und «Halo», und Myles Kennedy begrüsste das Publikum. Er war an diesem Abend der Mann mit dem Mikrophon – nicht nur, was den Gesang betrifft. Slash selbst hielt sich zurück und fiel nur durch seine grossartigen Soli und wildes Herumhüpfen auf. Während «Rocket Queen» zeigte er dann seinen langen Atem und sein Talent bei einem 15-minütigen Solo.

 

Aber nicht nur Slash und Myles Kennedy (der sich einmal mehr als perfekter Frontmann für diese Combo entpuppte) fielen speziell auf, sondern auch Bassist Todd «Dammit» Kerns. Dieser trug mit seinen Faxen und sichtlicher Spielfreude sowieso schon zur Animation des Publikums bei, blieb den Zuschauern aber durch das Singen von «Dr. Alibi» (im Original Lemmy Kilmister) und dem «Funs n’ Roses»-Song «Out Ta Get Me” noch besser im Gedächtnis, und setzte so einen angenehmen gesanglichen Kontrapunkt.

 

Alles in Allem war der Abend eine Reise durch Slashs Hits – von «Guns n’ Roses»-Zeiten bis heute. Dabei wurde auch das ein oder andere Stück präsentiert, das eigentlich von anderen Featuring-Künstlern eingesungen wurde, wobei Myles Kennedy seine grosse gesangliche Bandbreite bewies. Balladenstimmung bei «Bent To Fly», Euphorie schon bei den ersten Takten von «Sweet Child O’Mine» – Slash und seine Band sorgten für Emotionen aller Art. Mit «Withered Delilah» aus dem neusten Album kam das Schweizer Publikum ausserdem in den Genuss einer Live-Premiere.

 

Den Schlusspunkt setzte einer der grössten «Guns n’ Roses»-Hits aller Zeiten – «Paradise City» als Zugabe. Tausende kleine mit «SLASH» beschriftete Zettelchen, die aus zwei grossen Kanonen geschossen kamen und wie ein Schneegestöber auf das Publikum herabrieselten, gaben dem grossen Finale die nötigen Dramatik.

 

Im Volkshaus vor zwei Jahren kam die Show leider fast besser rüber als letzten Samstag in der St. Jakobshalle, was wohl schlicht und einfach an der Grösse der Location lag. Nach Slashs langem Solo in der Mitte der Show war aber auch da das Eis endgültig gebrochen. Und bei über zwei Stunden Leistung ohne Pause und ohne Durchhänger kann sich wohl niemand beklagen. So strömten die Zuschauer sichtlich zufrieden wieder nach draussen, wo der Abend – Wochenende sei Dank – weitergehen konnte.

Seraina Schöpfer / Do, 20. Nov 2014