Auf dem Sci-Fi Trip mit Muse

Konzertkritik: Muse in Zurich
Bildquelle: 
Bäckstage.ch
 
Der Sound von Muse ist unverkennbar. Melodiöser Gesang trifft auf vibrierende, elektronische Gitarrenriffe begleitet vom starken, rythmischen Schlagzeug. Die Wucht ist enorm, insbesondere wenn man bedenkt, dass nur drei Köpfe dahinter stehen: Leadsinger und Gitarrist Matt Bellamy, Bassist Chris Wolstenholme und Schlagzeuger Dominic Howard. Gemeinsam stehen die drei seit 1994 auf der Bühne und dies ziemlich erfolgreich und skandalbefreit. Bei Konzerten unterstützt sie jeweils ein Keyboarder. 
 
Das aktuelle Erfolgsrezept der Engländer besteht im Zeitgeist. Sangen sie vor zehn Jahren noch von Resistenz und gegen einen Überwachungsstaat à la jenem in George Orwells «1984», widmeten sie sich vor vier Jahren erneut dem eletronischen Sujet, indem sie mit «Drones» zum Protest gegen die elektonische Kriegsführung riefen. Mit dem aktuellen Album, welches letzten Herbst erschien und den schlagenden Titel «Simulation Theory» trägt, widmen sie sich der Entwicklung von Algorythmen. Ein fancy Thema, insbesondere durch die Begleitung eines futuristischen Designs in Stil der 80er-Jahre mit viel farbigen Neonlicht. Erinnerungen an «Tron», «Total Recall», «Ready Player One» und nicht zuletzt «Stranger Things», sind nicht nur zufällig sondern bewusst gewollt. Dies zeigte sich Mittwochabend am Konzern im Hallenstadion schon zu Beginn als das «Stranger Things»-Thema erklang. Die Band erklam die Bühne in Begleitung von «Star Wars»-ähnlichen Clone Kriegern, mit dem Unterschied, dass ihre Armee grün leuchtene Striche trug und Trompeten statt galaktische Waffen.
 
 
 
Dem opulenten Auftritt blieben sie auch während der restlichen zwei Stunden bedingungslos treu. Von Astronauten über virusähnliche Seiltänzer hin zu Zombies und von Robocop angehauchten Gestalten wurde das Publikum abwechselnd freudig überrascht. Die grosse Enthüllung kam zum Schluss in Form eines Cyborg-Zombies, der die Hälfte der Bühne zu verschlingen drohte. Muse liess sich von diesem Spektakel nicht aus der Ruhe bringen und machte unbeirrt weiter. Nach 24 Songs und einer nicht ganz zwei Stunden dauernden Show, in welche es zu keiner Pause kam, verabschiedeten sich die drei Musiker mit «Knights of Cydonia» - inklusive dem inzwischen traditionellen «Man With The Harmonica»-Intro - liebevoll vom Publikum.
 
Das vorgetragene Songbouquet beinhaltete Lieder des aktuellen Albums sowie Evergreens wie «Uprising», «Time ist running out», «Plug in Baby», «Supermassive Black Holes» und «Starlight». Von hartem Rock über akkustische Gesänge bis hin zum gospelähmlichem Sound bot die Band viel Abwechslung innerhalb ihres Repertoires. Die Stimmung war sehr gut, teils euphorisch, dies zeigte sich auch in der heiteren und ausgelasenen Atmosphäre nach Ende der Show.
 
Muse überzeugten sowohl musikalisch, wie auch stylistisch mit einer bildgewaltigen und stimmigen Show. 
 
Tanja Lipak / Fr, 05. Jul 2019