Zermatt: Skye (Morcheeba) und die Höhenluft - Vol. 4

Zermatt Unplugged: Festivalbericht Tag 4
Morcheeba with Skye zeigten sich publikumsnah
Bildquelle: 
Pressebild / © Zermatt Unplugged

Am Tag vier des Zermatt Unplugged stehen Morcheeba with Skye und die Schwedische Newcomerin Birgit Bidder auf dem Programm. 

 
Die filigrane Skye betritt die Zeltbühne ganz in weiss gekleidet. Stolz betont sie, dass sie ihren Dress selber genäht hätte. Vor allem ihr weisses Felljäckchen harmoniert perfekt mit den Schaffellen, die die Stühle in den vorderen Zuschauerrängen bekleiden. Akustisch zu spielen ist für die Band - wie die Musiker selber sagen - ungewohnt. Morcheeba meistert die Herausforderung nicht schlecht, wenn auch nicht brillant. Vielleicht liegt dieser Eindruck aber auch daran, dass Skye zwischen den Liedern ständig wie ein kleines Mädchen kichert und unkonzentriert scheint. Wir fragen uns, ob ihr vielleicht die Höhenluft nicht so gut bekommt. Skye scheint mehr zu schweben, als wirklich fest auf ihren High Heels zu stehen. Andererseits gibt sie sich publikumsnah und holt zwei Mal Fans für ein Tänzchen auf die Bühne, womit sie die Zuhörer schnell wieder auf ihrer Seite hat.
 
 
Bäckstage war Backstage mit Morcheeba.
 
 
Zwischen dem Gekichere erzählt Skye gerne die Geschichten hinter den Songs. Zum Beispiel heisst das Lied «Blood Like Lemonade» so, weil das ein Cocktail ist, den die Band von einem Barkeeper in Frankreich serviert bekam. Gemeinsam kriegen die Musiker die Zutaten zusammen: Wodka, Tequila und Blutorangensaft. Der Drink sei so stark, wie er klingt. Höhepunkt und Abschluss des Konzert bildet - wie könnte es anders sein - der ganz grosse Hit der Band: «Rom Wasn’t Built In A Day». Das Publikum bedankt sich mit einer Standing Ovation. Die Band kündigt noch an, dass im Oktober 2013 ihr neues Album erscheinen wird.
 
Bevor wir zum nächsten Konzert pilgern, lassen wir uns die Möglichkeit auf einen kurzen Besuch im Backstagebereich nicht entgehen. Keyborder Andy Nunn - der übrigens bekennender Fan der Schweizer Band «The Birthday Girls» ist - hat uns eingeladen. Während die Musiker sich hungrig über die gerade gelieferten Pizzas hermachen, bewundern wir das berühmte «goldene Buch» des Zermatt Unplugged. Hier verewigen sich alle Musiker, die am Festival spielen. Wir können uns gerade noch so beherrschen, nicht auch zu unterschreiben.
 
 
Birgit Bidder mit ganz viel Gefühl.
 
 
Dann geht es weiter ins Vernissage. Schon vor dem Eingang des Clubs ist klar: Der Andrang heute ist nicht ganz so gross. Das liegt daran, dass die Schwedin Birgit Bidder - mit bürgerlichem Namen Anna Åhman - hierzulande noch nicht so bekannt ist. Das ändert sich aber sicherlich bald: Denn die symphatische Singer/Songwriterin hat eine ausdrucksstarke Stimme und brilliert mit tollem akustischen Arrangement und intelligenten Texten. Mit viel Gefühl präsentiert sie die Songs ab ihrem ersten, selber produzierten Album «The Life Home». Für Lacher - zumindest bei den Frauen - sorgt Birgit, als sie den Song «I’m Sorry It Took So Long» ankündigt. Die Damen im Saal nicken, als die Musikerin fragt: «Kennt ihr das, wenn man viel Zeit damit verschwendet, auf einen Mann zu warten und dann merkt, dass er nicht kommen wird?» Und nach dem Song lachend: «Habe ich die Herren hier jetzt beleidigt? Ja? Gut. So soll es auch sein!»
 
Birgit Bidder, die das gleiche Management wie Mando Diao hat, ist stimmlich absolut top und darüber hinaus auch noch eine begabte Pianistin und Gitarristin. Wir haben uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen und die 27-Jährige, die allerdings viel älter wirkt als sie ist, zum Interview getroffen.
 
Text: Linda von Euw und Laura Zeller
 
Linda von Euw / Sa, 13. Apr 2013