Schafe sind die besseren Menschen

Filmkritik: A Few Best Men
Szenenbild
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Familienzusammenkünfte werden gerne als Vorlage für Komödien verwendet: die unterschiedlichsten Menschen müssen zwangsläufig für kurze Dauer eine «gute Zeit» haben. Dieser Druck lässt dann die eine oder andere unvorhergesehene bzw. ungewollte Situation entstehen. So auch bei «A Few Best Men», der australischen Antwort auf die erfolgreichen «Hangover»-Filme.

 

In den Ferien lernen sich der Brite David (Xavier Samuel «Twilight Saga – Eclipse») und die Australierin Mia (Laura Brent) kennen und lieben. Die idyllische Kulisse verdreht den beiden dermassen den Kopf, dass sie kurzerhand beschliessen, zu heiraten. Zurück im regnerischen London muss David die frohe Nachricht seinen besten Freunden überbringen. Dazu gehören der Rudelanführer Tom (Kris Marshall «Love Actually», «Death At A Funeral»), sein tollpatschiger Sidekick Graham (Kevin Bishop, «The Kevin Bishop Show») und der seit kurzem von der Freundin verlassene und deshalb manisch-depressive Luke (Tim Draxl). Trotz Misstrauen gegenüber Davids spontaner Hochzeit erklären sich die Freunde bereit, ihn nach Down-Under zur Trauung zu begleiten. Davids Eltern sind verstorben und seine Kumpels sind deshalb seine Ersatz-Familie.

 

 

Nach dem weltweiten Erfolg von «Hangover» und der gleichnamigen Fortsetzung wundert es nicht, dass andere Filme wie «Bridesmaid» und jetzt neu «A Few Best Man» versuchen, auf dieser Erfolgswelle mitzusurfen. Beste Voraussetzungen für eine gute Komödie hätte «A Few Best Men»: Das Drehbuch stammt von David Craig, der schon mit der sehr britischen Komödie «Death At A Funeral» auf sich aufmerksam gemacht hat. Leider entfernt sich Craig bei seinem neusten Streich zu sehr vom britischen Humor und schweift lieber ab in die kitschig-schnulzige Zone Hollywoods. Selbst der Schafsbock Ramsy, der hier sein Filmdebüt feiert, kann in Frauenunterwäsche verkleidet und mit Lippenstift bemalt, nicht wirklich für Lacher sorgen. Zu bemüht wirkt hier die Szene.

 

 

Während in der «Hangover»- Filmen die Jungs echten Gefahren wie gemeinen Mafiabossen und Drogenbaronen gegenüberstehen, ist in «A Few Best Men» sogar der Drogendealer Ray (Steve Le Marquand) ein einsamer und verlassener Mann, der auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit ist. Mit solch harmlosen Figuren wird die Spannung massiv abgebaut und die Erwartungshaltung des Zuschauers enttäuscht. So sorgt Rays Auftauchen auf der Hochzeit nicht wirklich für Nervenkitzel.

 

Die Darbietungen von Kris Marshall und Olivia Newton-John sind hervorragend, was aber mehr mit ihrem Talent zu tun hat als mit dem Film. Hauptdarsteller Xavier Samuel schlägt sich nicht schlecht, einen bleibenden Eindruck hinterlässt aber auch er nicht. Neben einem hübschen Gesicht und immerguten Charakter hat die Figur des Jünglings David nicht viel zu bieten, was angesichts ihrer tragenden Rolle schade ist. Der Charakter seiner Auserwählten, Mia, ist ähnlich angelegt. Mia ist übertrieben tolerant und lächelt jeder neuen Katastrophe einfach entgegen. Nur als ihre Mutter (Olivia Newton-John, «Grease») ein bisschen überdreht herbeitanzt, runzelt die Braut ein einziges Mal die Stirn.

 

 

Auch wenn «A Few Best Men» nicht mehr zu bieten hat als die bereits im Trailer gezeigten lustigen Szenen - der kurzweilige Film wird über kurz oder lang sicherlich sein Publikum finden, das nicht mehr und nicht weniger erwartet als 90 Minuten Eskapismus und Tiere in Unterwäsche.

 

 

A Few Best Men (Australia & UK 2012)

Regie: Stephan Elliott

Drehbuch: Dean Craig

Besetzung: Xavier Samuel, Kris Marshall, Kevin Bishop, Olivia Newton-John, Laura Brent

Laufzeit: 97 Minuten

Kinostart: 14. Juni 2012

Tanja Lipak / Mo, 18. Jun 2012