Es ist Rob Zombies Haus!

DVD-Kritik: Ghostland
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© Praesens Film AG

Vera und ihre Schwester Beth ziehen gemeinsam mit der Mutter in das Haus einer verstorbenen Tante. «Es ist Rob Zombies Haus», sagt eine der beiden Schwestern mit sarkastischen Unterton. Noch am gleichen Abend werden die drei Frauen von zwei seltsamen Gestalten überfallen. Irgendwie überleben alle. Jahre später, Beth ist inzwischen als Autorin erfolgreich und lebt mit Sohn und Ehemann in Chicago, plagen sie noch immer Albträume. Als sie einen Anruf von Vera bekommt und diese um Hilfe bittet, kehrt Beth ins Haus zurück und stellt sich den Schatten ihrer Vergangenheit.

 

Im Fall von «Ghostland» ist es nicht so einfach, viel mehr zum Inhalt zu schreiben, denn eigentlich muss die kurze Prämisse reichen, um den Horrorspass nicht zu verderben. Regisseur Pascal Laugier gelingt wie schon bei «Martyrs» - das Original, nicht das leichenblasse Remake - ein Stich in das Herz des Zuschauers. Das schafft er über die Emotionen. Er gibt den Figuren Tiefe. Beth ist aufgeweckt, Horrorfan, schwärmt für Lovecraft und ist als Autorin wortgewandt und begabt. Vera dagegen ist rebellisch, lebt die Pubertät so richtig aus und nervt sich ab allem, was ihr gerade in den Kram passt. Die Mutter (hervorragend: Mylène Farmer) versucht als Brücke zwischen den beiden Schwestern zu fungieren und zeigt viel Geduld. 

 

Ein, zwei Klischees zu viel, trotzdem gelungen

 

Das ist der eine Part, der für Emotionen sorgt. Der andere ist die stilistische Ebene, die Ästhetik. Hier arbeitet Laugier mit vielen Nahaufnahmen, lässt die Kamera oft eine voyeuristische Position einnehmen und löst so ambivalente Gefühle zwischen Abscheu und Neugier aus. Seine Inszenierung zeugt von einer Vision. Von der Kameraarbeit über die Kostüme bis zur intensiven Musik. Diesen Plan zieht er konsequent und manchmal auch kompromisslos brutal durch. Für zartbesaite Filmfans ist «Ghostland» vielleicht nicht zu empfehlen. 

 

Was aber «Ghostland» so perfide macht, ist, dass man als Zuschauer alleine gelassen wird. Ohne Erklärung, ohne Hintergrund, ohne Antworten. Das regt zwar zum Denken an, ist aber gerade wegen der erzeugten Empathie für die beiden Schwestern schon ein cleverer wie fieser Zug. «Ghostland» erreicht trotzdem nicht ganz die Intensität von «Martyrs», dafür sind ein, zwei Klischees zu viel drin, aber für Horrorfans bietet er doch sauber aufgebaute Spannung. 

 

Intensiv, brachial, spannend. «Ghostland» ist nichts für zartbesaitete Gemüter, aber von Anfang bis zum Schluss spannend. 

  • Ghostland (Frankreich / Kanada 2018)
  • Regie & Drehbuch: Pascal Laugier
  • Darsteller: Crystal Reed, Anastasia Phillips, Mylène Farmer, Emilia Jones, Taylor Hickson
  • Laufzeit: ca. 87 Minuten
  • Im Handel: ab 10. August 2018

 

Bäckstage Redaktion / Fr, 10. Aug 2018