Zwischen «Brachland» und «Schlangenäscht» schlägt das Herz

Konzertkritik: Büne Huber @ Kaufleuten
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Bäckstage.ch / © Patrick Holenstein

Neben Diesel Gmünder steht ein etwas unscheinbar wirkendes Holzinstrument. Büne Huber erzählt dazu, dass Gmünder der virtuoseste Spieler auf dem Instrument sei. «Aber das Theremin hat die Eigenart, jeden Tag anders zu klingen.» Damit unterstreicht das Instrument, das 1919 erfunden wurde, den Konsens des Abends. Denn auch heute klingt Büne Huber zwar nicht viel anders als man es von ihm mit Patent Ochsner gewohnt ist, aber doch irgendwie frei, denn es fehlen die grossen Hits und das ist gut so. 

 

Büne ist nämlich mit dem Meccano Destructif Commando unterwegs. Das sind der schon erwähnte Diesel Gmünder an den Gitarren, Wolfgang Zwiauer am Bass und Andi Hug ist für Schlagzeug und Perkussion zuständig. Der Abend hat zwei Punkte, die sich paradoxerweise wunderbar ergänzen. Es sind einerseits die Nachtschattengewächse, wie Huber die wenig gespielten Lieder wie etwa «Brachland», das mit Reggae angereicherte «Schlangenäscht» oder «Angelina» aus dem ochsnerischen Universum nennt und eine Handvoll liebgewonnener Sololieder wie «Honigmelondemond». Der Abend funktioniert ohne einen der grossen Hits und da ist Büne konsequent. Das Commando spielt keine «Ludmilla», gibt der «W. Nuss vo Bümplitz» trotz unentwegtem Rufen aus dem Publikum keine Chance und verzichtet auch auf „Scharlachrot“, obwohl Huber auf der letzten Tour mit dem Commando noch betont hat, das sei der einzige Hit, denn es einfach brauche. Zeiten ändern sich, Musiker auch. Andererseits ist es das sehr ruhige Set, das viele Balladen und nachdenkliche Songs enthält und trotzdem, oder gerade deswegen, eine sehr gemütliche Stimmung entfachte. Das mit dem Werk Ochsners vertraute Publikum lauscht verträumt, denn für einmal stehen im Zentrum die seltenen, mal skurrilen und mal einfach entwaffnend schönen Songs aus dem Schaffen von Büne Huber. 

 

 

Besonders schön ist an diesem Abend, zu beobachten, wie eingespielt die vier Musiker sind. Diesel Gmünder und Andi Hug spielen schon länger auch bei Patent Ochsner, aber an diesem Abend beweisen sie, wie flächendeckend sie die Songs vertonen können. Mehr noch, man nimmt sich viel Zeit, verliert sich gelegentlich in langen Instrumentals und das breite Grinsen auf den Gesichtern spricht im positivsten Sinne Bände. Wenn man Büne so zuschaut, im offenen Holzfällerhemd und schwarzem T-Shirt, dann glaubt man ihm, dass er auf den Boden geblieben ist. Eine weitere Stärke des Berners sind die Geschichten, die er erzählt. Ob diese von seiner Tochter handeln oder von der eigenen Erfahrung in einem Pflegeheim und wie ein pflegebedürftiger Motorenfan Zugang zu einem Auto fand und «Autoputsche» unter Beobachtung der Polizei veranstaltet hat, die Geschichten haben immer ein Herz. 

 

Das musikalische Herz am rechten Fleck

 

Und das Herz lässt sich bei dieser Konstellation durchaus auch als Zusammenfassung des Abends anwenden. Denn Büne betont gerne, dass die Nachtschattengewächse eine Herzensangelegenheit für ihn seien und damit direkt verbunden ist das Meccano Destructif Commando und darüber besteht kein Zweifel, die vier Musiker stecken ihr gesamtes musikalische Herz in die Konzerte. Wunderbar entspannt trumpft die Band mit verträumten Instrumentalparts auf und verliert sich regelrecht in den Songs. Herrlich zu beobachten, wie Gmünder seinen Instrumenten perlende Akkorde entlockt und beim Zuschauer wohlige Schauer auslöst. Und wenn die Band sich unter tosendem Applaus verabschiedet, dann ist klar, dass die Herzen auch im Publikum für Büne und seine Truppe schlagen. Denn die Band hat auf der Bühne «de Plausch» und zeigt ihre ganze Stärke. Das funktioniert. 

Patrick Holenstein / So, 02. Mär 2014