Nothing more than a great show

Konzertkritik: Nothing More im Komplex Klub
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Facebook: Nothing More

Am Ende des Konzerts blieb eigentlich nur eine Frage offen: Wenn Nothing More so schon eine solch energiegeladene Show boten, wie wäre es gewesen, wenn Sänger Jonny Hawkins gesund gewesen wäre und keine Halsentzündung gehabt hätte?

 

Zu Beginn setzte Hawkins Stimme tatsächlich teilweise noch ein bisschen aus, nur, bei anderen Sängern ist dies zum Teil der Standard. Ansonsten merkte man dem Texaner bis auf gelegentliches Klopfen auf die Kehle, und dass er fast nicht redete, überhaupt nichts an. Hawkins Laune verbesserte sich ausserdem sichtlicht, als er merkte, dass das Publikum die Texte mitsang. Für ihn war es Mithilfe - die er allerdings gar nicht  nötig gehabt hätte, trotz Halsentzündung.

 

Zur Freude der Zuschauerinnen verzichtete der Sänger trotzdem nicht auf sein gewohntes Bühnen-Outfit, das nur aus einer Hose besteht. Vielleicht lag es daran, dass die drei anderen Musiker immer etwas in Hawkins Schatten standen, obwohl auch sie wesentlich zur guten Qualität des Konzerts beitrugen. Was das Publikum aber wirklich mitriss, waren die eigenwilligen Showeinlagen der Band. So wurde zum Beispiel für einmal der Bass durch eine seltsame Konstruktion zentral in Szene gesetzt, welche es erlaubte, dass sowohl der Bassist selbst als auch Gitarrist und Sänger an dem einen Instrument rumzupften und - begleitet von den Drums - ein aussergewöhnliches und langes Bass-Solo zum besten gaben. 

 

Bis auf den letzten Song «Salem (Burn the Witch)» stammten alle Songs aus der aktuellen Scheibe «Nothing More», obwohl die Amerikaner noch fünf andere Alben im Repertoire gehabt hätten. Ein bisschen mehr Abwechslung wäre da willkommen gewesen. Dafür wurde gleich das nächste Werk angekündigt, welches nach der Tour in Angriff genommen werde. 

 

Bereits um 22 Uhr und ohne Zugabe war dann bereits Schluss. Aber man konnte es der Band angesichts von Jonnys Hawkins Gesundheitszustand nicht übel nehmen. Das Publikum kam trotzdem auf seine Kosten. 

 

Begeistert hatten an jenem Sonntag-Abend übrigens nicht nur Nothing More, sondern auch deren Support Zoax. Diese sollten einen Award für den Sänger mit dem irrsten Blick erhalten. Mit dem würde er in jedem Film sofort die Rolle des Psyhopathen erhalten. Davon abgesehen, und dass er teilweise etwas wirre Sätze von sich gab («Please tell your cats and dogs about us»), überzeugten die Briten vor allem mit dem stetigen Wechsel von Lautstärke und Stimmung. Auch sie dürften ein paar neue Fans gewonnen haben.

 

Eine grossartige Live-Band, die ohne Halsentzündung des Sängers bestimmt noch grossartiger gewesen wäre. Es lohnt sich bestimmt, das bei der nächsten Gelegenheit zu überprüfen. 

 

Seraina Schöpfer / Do, 03. Dez 2015