Lang ersehnter Auftritt mit Minuspunkten

Konzertkritik: In Flames im Komplex 457

«Where the fuck are we?!», brüllt der bärtige Mann mit der Baseballcap ins Mikrofon. «Zurich!», schallt es im Chor zurück, und klick, ein Foto wird von der Bühne aus geschossen. Ja, wir sind in Zürich, genauer gesagt im Komplex 457. Der Bärtige ist Anders Fridén, Sänger der Band In Flames. Und der brüllende Chor besteht aus deren Fans, die dafür sorgten, dass der Komplex an jenem Abend ausverkauft und somit brechend voll war.

 

In Flames hatten ihre Festivaltour dieses Jahr abgesagt, und deshalb war der vergangene Freitag für viele die erste Gelegenheit seit langem, die fünf Schweden live zu erleben.

 

Zuvor hatten die beiden Support-Bands While She Sleeps und Wovenwar ihre Auftritte und die beiden Bands fanden ebenfalls ihre (bereits bestehende) Fangemeinde im Publikum. Der qualitative Gewinner waren dabei While She Sleeps, die auch die Menge ein wenig mehr mitreissen konnten als Wovenwar, und so beispielsweise bereits für den ersten Circle sorgten.

 

Dieses Jahr erschien bereits das elfte Studio-Album von In Flames – «Siren Charms», welches sie auf der aktuellen Tour auch live vorstellen. Wie sich zeigte, kennen es viele bereits sehr gut, denn das Publikum sang sowohl alte wie auch neue Songs eifrig mit – zumindest die Parts, die überhaupt singbar sind, was bei In Flames besonders in den Refrains der Fall ist. Das ist es auch, was an den Göteborgern geschätzt wird, und was das Genre Melodic Death Metal ausmacht. Anders Fridén hält hier mit seiner kräftigen Stimme die Waage zwischen Härte und angenehmem, zum Teil ruhigen Gesang wie in «Through Oblivion» – auch live. Dem Publikum wurde ein abwechslungsreicher Mix aus altem und neuem Material geboten. Nach einer knappen Stunde verliessen In Flames leider ohne jegliche Zugabe die Bühne, was dem Abend einen kleinen Dämpfer verlieh.

 

Überhaupt lag bereits eine leichte Grundaggression in der Luft, was wahrscheinlich an der Location lag. Wenn der Komplex 457 ausverkauft ist, wird es schnell mühsam. Nicht wenige Besucher müssen im Toiletten-Durchgang stehen, oder sehen nur mit Mühe an Säulen vorbei auf die Bühne. Zu allem Überfluss wurde an jedem Abend auf der einen Seite der Galerie noch ohne ersichtlichen Grund eine zusätzliche Sperre errichtet, was ebenfalls vielen die Sicht raubte.

 

Nichtsdestotrotz, die Fans werden sich bestimmt auch ein nächstes Konzert von In Flames nicht entgehen lassen. Vielleich dann mit Zugabe. Elf Alben sollten eigentlich genügen Stoff bieten. 

Seraina Schöpfer / Sa, 11. Okt 2014