Drei Konzertregeln und eine Unplugged-Session

Konzertkritik: Jake Isaac im Mascotte
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Pressebild / © Mark Surridge

Sprühend vor Energie betrat zuerst seine Band und dann der britische Sänger Jake Isaac die kleine Bühne im Zürcher Mascotte. Kein Song hätte für die Eröffnung der Show besser gepasst als «Lonely Are the Brave». Jake heizte mit diesem Song die Stimmung bereits in den ersten Minuten ein. Nicht nur er und seine Band, sondern auch die Besucherinnen und Besucher gaben Vollgas. Jake wendete sich danach ans Publikum: «Hört zu, es gibt bei meinen Shows immer drei Regeln, die zu befolgen sind. Nummer Eins: Falls ihr den Text kennt, singt mit, so laut ihr könnt. Falls ihr den Text nicht kennt, kreiert euren eigenen Text und singt mit. Hauptsache ihr singt. Nummer Zwei: Bewegt euch, tanzt, auch wenn ihr nicht tanzen könnt. Und Nummer Drei: Habt Spass. Ist das okay für euch?» Mister Isaac erhielt begeistertes Rufen und Klatschen als Antwort, das klar als Einverständnis des Publikums zu deuten war. 

 

Weiter ging es mit einem Song, der nicht auf seinem soeben erschienen Album ist: «Home». Das Publikum sang vor allem beim Refrain lautstark mit und unterstrich Jakes Gesang mit einem Klatschrhythmus. «Der nächste Song heisst «This War». Liebe kann manchmal echter Müll sein. Oder netter gesagt: Liebe hat Höhen und Tiefen.» Jake berührt mit seiner warmen Stimme die Herzen und überzeugt mit Ehrlichkeit in seinen Texten.

 

Wenige Minuten später wurde es leise im Saal und Jake wendete sich erneut ans Publikum. Er erklärte, dass der kommende Song entstand, als er mit seiner schwangeren «Miss» im Urlaub war. Er realisierte zu jenem Moment, dass es also so weit ist. Er hat die Frau gefunden, mit der er den Rest seines Lebens verbringen möchte. «You And I Always» heisst das Stück dazu. Jake performte es alleine mit Akustikgitarre und das Publikum war mucksmäuschenstill. Alle hörten dem gefühlsvollen Gesang zu und liessen sich von den sanften Klängen berieseln. Auf dem einen oder anderen Arm im Mascotte dürfte sich zu diesem Zeitpunkt Gänsehaut breit gemacht haben. 

 

Dance-Moves und lautes Gelächter

 

Nach gut einer Stunde erinnerte Jake das Publikum an die Regel Nummer Zwei. Das Publikum liess sich das nicht zweimal sagen und tanzte mit Jake und seiner Band mit. Der Bassist verliess seinen gewohnten Platz auf der Bühne, ging rüber zum Schlagzeug und bestieg die Bass-Drum. Auch die Dame am Keyboard verliess ihren Platz und machte es dem Bassisten nach. Jake selbst kehrte dem Publikum nur kurz den Rücken zu, um mit seinen Bandmitgliedern den Drummer einzukreisen und unter Stroboskop-Geblitze abzugehen. Der Spass auf der Bühne färbte deutlich auf das gesamte Publikum ab: strahlende Gesichter, Dance-Moves in jeder Reihe und lautstarkes Jubeln. Nach dieser Showeinlage war eine Verschnaufpause angesagt, die genutzt wurde, um Bass und Gitarre neu zu stimmen. Jake lachte über seinen Bassisten und erklärte: «Er hat gerade den Bass falsch gestimmt. Das verwundert mich, weil normalerweise ist er derjenige, der immer alles kann und auf Anhieb alles richtig macht.» Er drehte sich zu seinem Bassisten und die beiden brachen in lautes Gelächter aus. Jake setzte sich auf die Bühne und lachte herzhaft weiter. «Oh, ich wusste es doch. Ich habe meinen Kapodaster im falschen Bund platziert und er im richtigen. Seht ihr, genau das meine ich. Er macht immer alles richtig.» Unter dem Lachen des Publikums stimmte Jake einen der letzten Songs des Abends an «I Got You». Der Text sagt, dass jeder von uns jemanden braucht, der für einen da ist. Egal, was passiert, jeder braucht eine Schulter zum Anlehnen und wenn er gebraucht wird, verspricht Jake, dann werde er hier sein.

 

Darauf folgte der wohl bekannteste Song «Long Road» vom neuen Album «Our Lives» und die Menge im Saal befolgte Jake’s Regeln bis zum letzten Ton. Unter tosendem Applaus und Pfiffen verabschiedete die Menge im Saal den Sänger und seine dreiköpfige Band.

 

Verlorener Verstand dank Zugabe

 

Die Konzertbesucherinnen und Besucher hatten jedoch noch nicht genug und offensichtlich ging es Jake Isaac und seiner Band genauso. Kurze Zeit später betrat der Mann mit der Wahnsinnsstimme die Bühne erneut und forderte das Publikum auf, nochmals alles zu geben und los ging es mit «Lose my Mind». Springen, Hüpfen, Tanzen, Klatschen, alles war erlaubt und es schien als verloren einige wirklich gerade den Verstand – auf und vor der Bühne. Nach dem Lied wurden die Band und das gesamte Publikum in Dunkelheit getaucht. Nur Jake wurde beleuchtet. Er trat an den vorderen Rand der Bühne, hängte seine Gitarre vom Verstärker ab und liess sein Mikrofon am Ständer. Eine Unplugged-Session also. Jake steckte nochmals unendlich viel Gefühl und Stimme in den wirklich letzten Song des Abends. Zurück liess er gänsehaut-übersäte Arme, berührte Herzen und ein sprachloses Publikum im Mascotte. 

 

Jake Isaac begeistert mit seiner ehrlichen Art auf der Bühne und schafft mit einem Mix aus Singer-Songwriter und Soul-Pop einmalige Meisterwerke, die unvergessliche Konzertabende garantieren.

Wir konnten Jake Isaac vor dem Konzert zum Interview treffen. Es wird demnächst erscheinen. 

 

Rahel Inauen / Do, 25. Mai 2017