Das Selfie gehört bei The Fray dazu

Konzertkritik: The Fray
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Promobild

Der Wirbel um The Fray, die vierköpfige US-amerikanische Indie-Rock Band aus Denver, scheint sich dieser Tage etwas gelegt zu haben. Dies, obschon sie dieses Jahr ihr neues Album «Helios» releasten; am Montag im Komplex merkte man davon aber wenig: Die Aufregung war gross, der Lautstärkepegel hoch und der Wunsch nach einer Zugabe vehement. 

 

Das Publikum bekam die ganze Palette zu sehen und vor allem zu hören, die Auswahl an Songs ihrer verschiedenen Alben war stimmig und brachte Abwechslung in die Dynamik und Energie des Konzerts. Einzeleinlagen von Isaac Slade am Klavier, mit seiner rauen und gefühlsgeladenen Stimme, die den Songs Tiefgang verleiht, gingen über in Passagen mit voller musikalischer Besetzung, wo Klavier, Schlagzeug, Gitarre und Perkussion zum Zuge kamen, beispielsweise beim dynamischen «Love don’t lie» vom neusten Album. Auch Joe King, Gitarrist und Sänger, konnte ganz alleine mit seiner Gitarre das Publikum begeistern und bewies, das niemand bei The Fray nur als Nebenfigur auftritt. 

 

Schulfreunde aus Colorado

 

Die Jungs, die sich beinah Belladonna genannt hätten, punkteten mit Sympathie und haben trotz ihrer langen Anwesenheit im Musik-Business als beliebte Pop-Rock Band keine Starallüren entwickelt. So tanzte Leadsänger Isaac Slade eine Weile durch das Publikum, die Zugabe fiel grosszügig aus und sie stellten immer wieder Kontakt zu ihren Fans her – mal ein schnelles Handabklatschen, mit den kreischenden Erste-Reihe-Besetzer, immer wieder erfreutes Lächeln in die Menge und das fast schon obligatorische Drum-Sticks verschenken und Selfie-mit-der-Menge-machen. 

 

Wie zu erwarten, stellte sich «How to save a Life» als grosser Favorit der Menge heraus, ein Song, den die Band vor ungefähr zehn Jahren schrieben, als sie noch sehr wenig von dem ganzen Musikbusiness wussten und sich auch nicht wirklich darum kümmerten, so die Band. Sie landeten damit einen ihrer grössten Hits, der bis heute nur wenig an Beliebtheit einbüsste. 

 

Mit ihrem neuen Album, «Helios», wagten die ehemaligen Schulfreunde aus Colorado einen Schritt aus ihrer «comfort-zone», da es sich etwas vom melancholischen Sound ihrer ersten Alben entfernt und sich in die Richtung eines fröhlichen, fortwärtstreibenden Pop-Rocks bewegt. Auch wenn die älteren Songs beliebter zu sein schienen, fand das Publikum gefallen an den neuen, etwas tanzbareren Stücken. The Fray bot einen souveränen, musikalisch eigentlich einwandfreien Auftritt, wenn man die Soundqualität des Komplex ausser Acht lässt, die dem intensiven Klang und den Synthesizern in den Songs manchmal etwas nachhinkte und sich gegen Ende leider kurzzeitig in unangenehmes Rauschen verwandelte.

Manuela Troxler / Mi, 15. Okt 2014