DivertiMento: «Hirne» nützt nichts.

Interview mit DivertiMento
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Promobild / cabaret-divertimento.ch

Mit ihrem neuesten Programm «Sabbatical» sind Manuel Burkart und Jonny Fischer wieder als Cabaret DivertiMento auf den Schweizer Bühnen unterwegs. Die erste Teil der Tour war schon nach kurzer Zeit restlos ausverkauft. DivertiMento sind offenbar sehr beliebt. Vor dem Auftritt im Kongresshaus in Zürich haben wir gemerkt, wieso das so ist. Die zwei charmanten und äusserst sympathischen Jungs haben sich Zeit für ein Interview genommen.

 

Neben Einblicke in den Entstehungsprozess eines neuen Programmes oder haben wir über faszinierende Fangeschenke gesprochen und Neugikeiten über ein zukünftiges Abenteuer erfahren. Ausserdem hat Jonny erzählt, wieso eine Show im Hallenstadion einen besonderen Rhythmus hat.

 

Hallo miteinander. Wie war euer Tag bis jetzt?

Manu: Für mich war es mal ein recht ruhiger Tag. Sonst habe ich ja immer zwei Kinder um mich herum, aber diese waren heute schon früh weg und ich hatte einen schönen, ruhigen Tag für mich alleine.

 

Also konntest du dich gut auf die heutige Show vorbereiten?

Manu: Sehr und ich bin immer noch geflasht von unserem gestrigen Auftritt im Zürcher Kongresshaus.

 

Dann freut ihr euch also auf die zweite Vorstellung im Zürcher Kongresshaus?

Manu: Genau. Wir sind gespannt darauf.

 

Wie geht ihr an ein neues Programm? Schreibt ihr zusammen?

Jonny: Ja. Es ist aber auch so, dass wir Sachen, die wir auf Tour erleben, also auch jetzt, sofort aufschreiben. Genauso, wenn wir Ideen haben. Es ist nicht so, dass wir noch gar keine Ideen haben, wenn wir an ein neues Programm gehen. Wir setzen uns zusammen und dann haben beide circa 5 A4-Seiten voller Ideen und aus diesen schreiben wir dann das Programm. Es ist meistens so, dass einer eine Art Grundlage schreibt. Denn zu zweit abwechslungsweise an einem Satz zu schreiben, das geht fast nicht. Es funktioniert besser, wenn einer sagt, «schau mal, ich dachte so» und schreibt dann eine Vorlage und der andere und gibt Feedback und sagt «ah ja, dieser Satz ist ein bisschen doof etc». Dies wird danach ausgebaut, bis jede Nummer endlos lang ist und dann schaut man, was das Beste ist.

 

Habt ihr eure Arbeitsweise verändert? Ihr arbeitet ja doch schon über 10 Jahre miteinander.

 

Manu: Ja, ich würde sagen, vor allem im Vergleich zu den ersten beiden Programmen («kultimulturell» und «zuvieliSation», Anm. d. Red.). Da haben wir fast nichts aufgeschrieben.

 

Alles wurde optimiert und professionalisiert

 

Habt ihr in diesem Fall alles improvisiert?

Manu: Ja, einfach durch das Spielen. Und das hatten wir dann einfach im Kopf.

 

Jonny: Bei «kultimulturell» vor allem. Dort haben wir, glaube ich, kein Wort aufgeschrieben. Bei «zuvieliSation» ebenfalls noch.

 

Manu: Natürlich ist das Ganze immer grösser und professioneller geworden. Wir haben mehr Strukturen gebraucht und unsere Arbeitsaufteilung hat sich verändert. Wir haben in diesen Jahren herausgefunden, wo jeder von uns seine Stärken, wo seine Schwächen hat und konnten, das anpassen. Es ist alles optimiert und professionalisiert worden.

 

Habt ihr Schreibblockaden?

Jonny: Also es kann schon mal so Tage geben. Wobei es sehr selten ist, dass uns gar nichts in den Sinn kommt. Aber es gibt Momente, wo wir etwas für Facebook - einen Text oder ein Video machen sollten und einfach keine Ideen kommen.

 

Wie geht ihr damit um? Was unternehmt ihr?

Jonny: Also «hirne» nützt nichts. Du musst einfach etwas anders machen. Denn Zwang ist meistens nicht wirklich förderlich. Es kommt dann zu einem späteren Zeitpunkt schon wieder eine Idee.

 

Wie testet Ihr ein neues Programm?

Manu: Haha, ja grosses Fragezeichen. Also ja, wir schreiben und gehen dann einfach ein erstes Mal vor die Leute - fertig.

  

Also der Sprung ins kalte Wasser?

Jonny: Ja, das stimmt. Früher haben wir noch Test-Shows gemacht, vor ungefähr 12 Leuten, und jetzt machen wir uns fast in die Hosen. Das müssen wir wirklich sagen. Dieses Mal haben wir es nicht einmal dem Management gezeigt. Bei diesem Programm haben wir für uns ein halbes Jahr lang an eine Wand, einen Spiegel gespielt und haben am Schluss alles recht schlecht gefunden. Dann sind wir gestartet, mit einer Show vor 600 Leuten. Da kannst du es nicht versauen. 

 

Manu: Da bekommst du die Quittung. Aber natürlich haben wir in den letzten Jahren, ein bisschen ein Gespür entwickelt, sodass wir relativ gut erahnen können, was gut ankommen und funktionieren könnte.

 

Habt ihr dann auch Platz für Improvisationen, oder den Einbau zu aktuellen Themen?

 

Manu: Die ersten 20 Shows sind wir relativ fest gefahren auf unser geschriebenes Drehbuch.

 

Jonny: Ab dann probieren wir Aktuelles einzubauen, Spontanes zu bringen, was gerade draussen im Saal passiert. Dies nimmt dann laufend mehr Raum ein.

 

 

Kreatives, Gebasteltes und Zeichnungen von Fans sind am faszinierendsten.

 

 

Bekommt ihr viel Feedback auf eure Shows?

Manu: Das krasseste Feedback ist der Live-Applaus. Danach liest man gerne die positiven Sachen. Zum Beispiel auf Facebook. Oder die wenigen, negativen Sachen. Kritik nehmen wir uns schon auch zu Herzen.

 

Ihr erhält sicher auch viel Fanpost. Hat euch irgendetwas besonders fasziniert?

 

Jonny: Eigentlich ist alles faszinierend. Besonders schön ist es, wenn man merkt, dass sich die Leute viel Zeit nehmen, um etwas zu kreieren. Etwas Kreatives, etwas Gebasteltes, Zeichnungen von Kindern oder Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen.

 

Ihr seid recht parallel zu Social Media gross geworden. Hat euch dies geholfen?

 

Jonny: Das ist auf jeden Fall so. Unsere Page ist 2006 gegründet worden, ohne dass wir dies gewusst haben oder Facebook oder Youtube benutzt haben. Uns hat es zuvor schon gut vier Jahre gegeben und ab 2007 ist es dann richtig durchgestartet. Vor allem auf Youtube mit JK (alias Julian Kaufmann). Damit hatten wir aber nichts zu tun. Wir haben die Dame dahinter erst im Nachhinein kennengelernt und sie ist jetzt auch für Facebook zuständig und ist unsere Fanclub-Präsidentin. Und sie hat eben ohne unser Wissen angefangen und wir sind überzeugt, dass wir dort schon das Glück gehabt haben, Facebook und Youtube zu haben und wir von «Anfang» an dabei gewesen sind. Weil heute ist es natürlich mega schwierig, eine grosse Reichweite zu erreichen. Denn heute probiert dies jeder so. 

 

Ihr seid 3 Wochen in Schottland gewesen um euch persönlich wieder näher zu kommen. Hat dies geklappt, seid ihr euch wieder näher gekommen?

 

Jonny: Auf jeden Fall. Aber wir hatten auch viele Momente, in denen wir wieder nach Hause wollten. Aber für uns als Freunde, als Männergruppe, wir hatten ja noch ein Team hinter der Kamera, ist es extrem cool gewesen, das wir miteinander wieder einmal etwas recht Intensives erlebt haben, was nicht mit der Bühne oder mit einer Show zu tun hatte. Wir sind uns einfach gewöhnt, auf Druck zu funktionieren und immer, wenn viel Druck vorhanden ist, gibt es mehr Auseinandersetzungen und man ist automatisch feiner gestrickt. Und dann waren wir drei Wochen unterwegs und hatten gar keinen Druck. Wir mussten nur laufen, schauen wenn wir Hunger hatten, wann es regnet oder wenn das Zelt nicht funktioniert. Aber das war ganz anders. Das war für die Männer-Freundschaft sicher super.

 

Wie kommt ihr auf die Idee auf das Nacktwandern in Schottland?

Manu: Dazu muss man Jonny Fischer heissen und leicht exhibitionistisch veranlagt sein.

 

Jonny: Also ich finde, wir hatten so viele Ideen gehabt in Schottland. Wir haben einfach immer wieder Ideen, wenn wir gemeinsam unterwegs sind.

 

Manu: Ja, und was kann man Spontanes, Unerwartetes bringen?

 

Jonny: Egal, ob wir am Morgen um 09.00 Uhr an eine Whisky-Degustation gehen, ohne vorher etwas zu essen, und Manu nur 2 Stunden Schlaf hatte. Das ist ungefähr gleich komisch wie sich am Bach die Haare zu rasieren, Nacktwandern oder eine Hütte zu bauen.

 

 

Dieses Jahr schicken sie uns in die spanische Wüste

 

 

Wie seid ihr dann gerade auf Schottland gekommen? Schottland ist ja nicht bekannt für viel Sonnenschein.

 

Manu: JDas ist auf meinem Mist gewachsen. Ich wollte das Keltisch-Irisch-Schottische einmal sehen. Wir haben das dann dem Schweizer Fernsehen vorgeschlagen und diese haben den Reiz darin gesehen, uns an unsere Grenzen zu bringen, weil es temperaturmässig auch unangenehm werden könnte und dann ja schliesslich auch geworden ist. Dass war sicher ein bisschen die Challenge, uns aus der Komfortzone zu holen.

 

Jonny: Aber diesen Sommer machen wir jetzt das Gegenteil. Jetzt schicken sie uns in die Hitze, in die spanische Wüste.

 

Auch schön. Freut ihr euch auf dieses Abenteuer?

Manu & Jonny: Ja, sehr.

 

Kennt ihr Lampenfieber?

Manu: Vor den ersten paar Shows eines neuen Programms habe ich schon Lampenfieber ganz klar. Du auch Jonny, oder?

 

Jonny: Ja, ganz klar. Vor den Shows im Hallenstadion war es der Horror.

 

Manu: Immer wenn eine gewisse Ungewissheit vorhanden ist, dann wirst du nervös und bekommst Lampenfieber. Sobald du aber weisst, was dich erwartet, ist es fast nichtig.

 

Jonny: Ja, wenn das Vertrauen da ist, geht auch das Lampenfieber weg.

 

Wie war die Erfahrung im restlos ausverkauften Hallenstadion?

Jonny: Wir waren auf jeden Fall mega nervös. Weil wir zum ersten Mal ein Orchester auf der Bühne hatten, mussten wir dies einbauen. Anstatt zu zweit, waren wir 37 Personen auf der Bühne, was sehr ungewohnt war. Also ich war mega nervös, wahrscheinlich bedeutend nervöser als Manu. Das war ein Wahnsinnerlebnis. Es ist ganz anders. Der Rhythmus, den du beim Sprechen hast, ist ganz anders, weil die Reaktionen viel später kommen. Wenn du etwas sagst, musst du zuerst einige Zeit warten, dann kommt das Lachen und erst dann kannst du weiter sprechen.

 

Manu: Wenn dann alle lachen, oder auch als alle zusammen aufgestanden sind, ist es schon eine extreme Kraft und Energie, die auf die Bühne kommt. Das haut einen fast um und man kann es fast nicht ertragen .

 

Ihr spielt ja nun in grossen sowie in kleinen Hallen. Was bevorzugt ihr?

 

Manu: Es gab eine Zeit, als wir mit jedem Jahr, in dem wir mehr gespielt haben und bekannter wurden, die Möglichkeit hatten, in grösseren Sälen zu spielen und das haben wir immer cool gefunden. «Yeah, geil noch grösser». Einfach weil es, wenn es funktioniert, schon noch geil ist, einfach anders als wenn dich 200 Personen bejubeln. Im Moment ist es bei mir so, dass es wieder dreht. Jetzt haben wir das Hallenstadion erlebt und haben gerade in Basel in einer Halle für 2‘500 Personen gespielt. Es ist, wie Jonny vorher erklärt hat, schon geil, wenn am Schluss 2‘500 Leute jubeln und aufstehen. Das berührt und gibt einen grausamen Kick, welcher mega geil ist.

 

Jonny: Spieltechnisch während der Show bevorzuge ich einen Saal für 600-700 Menschen oder was wir ab und zu, aber inzwischen sehr selten haben, noch kleinere Säle mit 100-200 Leuten, etwa das Fauteuil in Basel. Das ist schon auch geil. Wenn man jede Mimik, jedes Wimpernzucken und die einzelnen Leute sieht. Dies machen wir leider fast nicht mehr, da wir sonst zu viele Shows spielen müssten in den kleineren Sälen.

 

Sind einige Orte speziell für euch? Wie zum Beispiel Zug, wo ihr euch ja kennengelernt habt, oder ist das Feeling überall gleich?

 

Jonny: Unterdessen haben wir überall dasselbe Gefühl. Da es nicht mehr die Leute aus den jeweiligen Orten sind. Also in Zug kommen keine Zuger mehr. Sie kommen aus der ganzen Schweiz. Natürlich war es speziell für mich in Zug, weil ich zu Fuss zur Arbeit gehen konnte. Es hatte schon noch einige Zuger, aber halt auch viele von ausserhalb.

 

Manu: Was vor 10 Jahren nicht so war. Da war Jonny in Zug mega nervös und ich in Uster, weil dich dort einfach jeder kannte.

 

Ihr baut ja auch immer musikalische Nummern ein. Jonny ist musikalisch geschult, und Manu ist Bassist in einer Heavy-Metal Band. Ist der Einbau von musikalischen Nummern spontan gekommen oder absichtlich?

 

Manu & Jonny: Die Musik muss einfach dabei sein.

 

Manu: Wir lieben die Musik und finden alle Stilrichtungen gut und auf ihre Art faszinierend. Wir können vieles noch recht gut. Nicht alles perfekt, überhaupt nicht, was du aber als Komiker glücklicherweise auch nicht musst. Aber es fasziniert uns und mit der Musik erreicht du die Zuschauer nochmals auf eine ganz andere Art. Gerade in der Kombination mit dem Lachen, dem Humor, der Musik sehe ich es auch bei anderen Künstler extrem gerne.

 

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für ein Interview genommen habt und ich wünsche eine gute Show. 

Mehr Informationen sowie alle Tourdaten findet ihr auf der Website von DivertiMento

 

Kellin Dalcher / Sa, 11. Feb 2017